Feuer
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Sie lachten mich verständnislos cm.
Euer Wohlgeboren — Herr General — Pvlizei — Kommandant, sagte mit Anstrengung der Kerl, der eben ein Päckchen Zündhölzer in der Hand hatte, und verschüttete dabei einen Teil, wir sind immer — bereit — zu Ihren Diensten — und die verfluchten — Zündhölzchen — daß sie in jener Welt — auch nicht brennen — möchten!
Schweig, rief ein andrer und schlug ihn mit der flachen Hand auf die Mütze, wobei er selbst umkippte und von seinem Sitze auf deu Rücken fiel, schweig — und zünde an. Hurra, Johaunis!
Hurra! stimmten die übrigen ein.
Auf die Beiue, ihr Schurken! herrschte ich sie an. Auf und weg von hier! Oder ich lasse euch ins Loch sperren. Dn könnt ihr dnun Johaunis feiern.
Einer machte deu Versuch, cmfznstehn. Ein zweiter spielte den Klugen und kroch auf allen Vieren in das Gäßchen zwischen zwei Budeu. Ein dritter aber protestierte.
Na, hören Sie — Sie, Polizei — wir haben nichts — gestohlen. Er schloß mit einem gemeinen Fluche.
Ich bereute, daß ich gesprochen hatte. Die Leute waren völlig unzurechnungsfähig. Ich sah mich um. Es war ja nicht möglich, daß es auf dem ganzen weiten Platze keinen Schutzmann geben sollte. Es war aber doch so. Ich machte einige Schritte in zwei Nebenstraßen, die auf den Markt mündeten. Auch dort war keiner zu sehen. In der dritten fand ich endlich einen neben einer Hanstreppe im Schatten, wo er gemütlich vor sich hin sang. Ich befahl ihm, den Be- trunknen die Zündhölzchen wegzunehmen.
Es hatte acht geschlagen, als ich bei Mascha eintrat. Sie empfing mich mit freundlichen Vorwürfen wegen meiner Verspätung, und ich — fühlte mich wie mit kaltem Wasser Übergossen, denn einige Freundinnen, luftig wie Elfen gekleidet, hatten sich zu dem Spaziergange versammelt. Freilich — ich war ein Narr! Hatte ich denn wirklich geglaubt, mit Mascha den ganzen Tag allein draußen zubringen zu können? Das wäre ja für Mascha anstößig, wäre nach gewöhnlichen Begriffe» unmöglich gewesen. Ich hatte es auch gar nicht geglaubt. Ich hatte in meiner Herzensfreude nur nicht daran gedacht, daß noch jemand mitgehn werde.
Mascha selbst kam mir heute wieder einmal schöner als je vor. Dazu war sie aufmerksam und liebenswürdig wie früher, als die Offiziere noch nicht das Haus überflutet hatten. Obgleich sie schon mehr als eine Stunde auf mich gewartet hatte, nahm sie meine Weigerung nicht au, sondern zwang mich erst Kaffee zu trinken und zu frühstücken. Während sie mir einschenkte nud Brötchen für mich bereitete, verstärkte sich der Wind so, daß die Fenster geschlossen werden mußten, weil er die Rahmen leicht aus den Angeln hätte reißen können. Und anch dann noch schrieen die Freundinnen einigemal auf, weun ein unerwarteter stärkerer Stoß Sand und Schindelstücke von den Scheunendächern an die Scheiben warf.
Können wir bei dem Sturme auch gehn? fragte eins der jungen Mädchen.
Es wird unmöglich sein, die Kleider in Ordnung zu halten, sagte ein andres besorgt uud strich die Falten des Rockes glatt.
Ach was! rief Mascha, mit der Kleinigkeit von Wind wollen wir schon fertig werden!
Er bläst fürchterlich, meinte die Mutter, die eben eintrat. Solltet ihr nicht zuhcmse bleiben, Kinder, oder wenigstens bis zum Nachmittag warten? Vielleicht legt sich der Wind.
Gewiß, Marja Jwcmowna, fügte ich hinzu, wie leid es mir auch täte, aber der Wind ist wirklich so stark, daß er einen fast umwirft. Und wie wird es erst außerhalb der Stadt werden!
Ho, rief Mascha uud warf mir einen hercmsfordernden Blick zu, wer sich fürchtet, mag zurückbleiben! Ich bin ein Soldatenkind nnd lasfe mich durch solche Kleinigkeiten nicht aufhalten. Namentlich, wenn Alexander Andrejewitsch dabei ist, schloß sie und senkte verschämt den Kopf.