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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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leitnng zu seine» Gesetzen und im Nachwort das Menschenmögliche an Selbstlob geleistet sein Charakterzug, von dem die Frommen der Bibel das Gegenteil zeigenj nnd jeden, der seine Gesetze abschaffen oder sein Denkmal zerstören würde, mit den furchtbarsten Flüchen bedroht und alle seine Götter und Göttinnen mit Namen auf­gefordert, über einen solchen die grausamsten Strafen zn verhängen. Das hat aber einen Elamiterkönig nicht abgehalten, Babylon zn plündern, unter anderm auch die Stele Hammurabis nach Snsa zu schleppen, wo sie gefunden worden ist, einige Zeilen der Gesetze ausmeißeln zn lassen und seine eigne Inschrift darauf zu setzen.) Kanu mau blinder sein als der Trimnphator? Daß Babylon untergegangen, daß die Weissaguug im 13. nnd 14. Kapitel des Jesaja gegen die hochmütigen Könige dieses Reichs buchstäblich in Erfüllnng gegangen ist, während das Wesentliche des Gesetzes des Moses bei Juden und Christen hente noch gilt uud durch diese seine beiden Organe die Welt beherrscht, das ist ja gerade der handgreifliche Beweis für den übernatürlichen Ursprung der Bibel! Diese Seite der Sache beleuchtet Lassou in seiner Predigt.

Hummel kommt iu seiner Kritik der Vorträge von Delitzsch zu dem Er­gebnis:Die altvrthodoxe Jnspirationslehre sder Glaube au die Buchstabeuinspira- tion und das Widerstreben gegen die Anerkennung der Tatsache, daß die mosaischen Schriften durch spätere Einschiebungen verändert worden sindj muß gerade den ersten elf Kapiteln der Bibel gegenüber aufgegeben werden. Aber von der Auffassung der Wellhausenschnle uud von Delitzsch trennt uns trotzdem eine Welt." Die ge­nannte Schule folgert bekanntlich: Die Jsraeliten sind znr Zeit Mvsis rohe Nomaden gewesen, uud solchcu konnten keine Gesetze gegeben werdeu, die nur für ein seß­haftes Kulturvolk passen. Da ferner in der Richterzeit nnd in der Zeit der ersten Könige das Gesetz uicht gegolten hat, so ist offenbar die angebliche Wiederherstellung des Gesetzes unter einigen spätern Königen nnd nach der Rückkehr aus der Ge­fangenschaft in Wirklichkeit die Gesetzgebung selbst gewesen, und deren Znrückver- legnng in die Zeit des Moses eine Erdichtung der Priester. Nun habeu die Aus­grabungen bewiesen, daß die Jsraeliten rings von Kulturvölkern eingeschlossen gelebt haben, von deren Kultur sie, wenn sie auch eine Zeit lang nomadisierten, uicht un­berührt bleiben konnten, daß auch Arabien nicht wie heute eine Wüste, sondern ein zivilisiertes Land gewesen ist, besonders Midicm, und daß dieses Land, dessen Priester Jethro des Moses Schwiegervater war, gottesdienstliche Gebräuche gehabt hat, die den von Moses augeordneten ähnlich waren. (Die arabischen Ausgrabungen hat Delitzsch gar uicht berücksichtigt.) Dadurch wird, schreibt Hommel, die minntivse Nitualgesetzgebung im 2. bis 4. Buche Mosis, der vo» den Wellhansenianern so­genannte Priesterkodex, dessen frühen Ursprung sie für unmöglich erklären, auf ein- '"al historisch begreiflich.Man sollte denken, die bloße Aufdeckung dieser Tat­sache müßte sofort die größte Umwälzung in den Anschauungen der Gelehrten von den kultischen und Kultnrzuständen der Jsraeliteu zur Zeit des Moses herbeiführen ; "ber unsre Alttestamentler sind nnn einmal verbohrt in die leider bereits traditionell gewordne Meinung vom rohen Knlturstnnd der Hebräer, und niit Scheuklappen an beiden Augen scheu sie nicht, was rechts und links vorgeht." Wellhausens religious- philosophische Konstruktionen scheitern nach Hommel an den Tatsachen, die man brutal nennen könne, weil sie auf die Empfindlichkeit der in ihrer Eitelkeit ge­kränkten Gelehrten keiue Rücksicht nehmen.Daher erklärt sich auch die fanatische -Wut der sogenaunten modernen Kritik, die vor den gehässigsten Mitteln nicht zurnct- Icheut. wenn es gilt, die unbequemen Gegner in den Bann zn tun, sie als rnck- W'idig und unwissenschaftlich zn brandmarken. Mögen die Alttestamentler vor allem "uch die halben, die auf beideu Seiten hinken, sich endlich einmal ganz vom evo- lutionl'stl'schen Banne losmachen!" . _

^. Budde wendet sich mit seiner Kritik weniger gegen Delitzsch als gegen Hugo Mnkler. Dieser hat mit Heinrich Zimmern zusammen eine gründlich umgearbeitete dritte Ausgabe des 1872 erschienenen Werkes des Altmeisters der deutschen Assy- rwlogie, Eberhard Schrader: Die Keilinschriften nnd das Alte Testament, heraus-