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Feuer! : Erinnerung aus dem russischen Polizeileben :
(Fortsetzung)
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Feuer!

Ich werde nachsehen, lautete der Bescheid, und sie schlug mir die Tür vor der Nase zu.

Da stand ich, war entrüstet über die verächtliche Behandlung und hatte im stillen die Ahnung, daß sich die verwöhnte und eingebildete Agafja wahrscheinlich ebenfalls beleidigt fühlte, und zwar durch meine vertrauliche, Dicustmädchen gegen­über übliche Anrede.

Die Haustür wurde wieder geöffnet.

Treten Sie ein, sagte Agafja, ohne mich anzusehen, nnd ging voran in einen geränmigen Vorsaal, der ueben dem Gerichtslokal lag.

Nehmen Sie ab, sagte sie befehlend und deutete auf einen Kleiderrechen.

Dort ist das Kabinett, fügte sie hinzu, iudem sie auf eine offenstehende Tür wies. Sie selbst verschwand durch eine andre.

Was haben Sie mir mitzuteilen? fragte im Kabinett in geschäftlichem Tone der Richter, der hinter einem großen, mit Papieren bedeckten Tische saß nnd schrieb. Er sah nicht einmal auf uud erwiderte meinen Gruß nicht.

Als ich anfing zn sprechen, hob er den Kopf, legte plötzlich die Feder weg, stand auf nnd kam auf mich zu. Er hatte eine vorn offne Joppe an und zog, indem er um die Tischecke bog, die Beinkleider mit der Hand in die Hohe.

Ah, Sie sind es! sagte er und ergriff meine Hand. Das ist etwas ganz andres. Setzen Sie sich, bitte, hierher. Für die Ordnung, die Sie in unsre Schornsteine gebracht haben, müssen wir Ihnen alle dankbar sein. Und überhaupt fehlt es, seit Sie die Sandseite in Zucht halten, bei mir fast vollständig nn Klagen über Schikane der Lcnte untereinander aus diesem Teile der Stadt. Lassen Sie hören, was bringen Sie jetzt? Ich stehe ganz zu Ihren Diensten.

Er zog, ehe er sich setzte, wieder die Beinkleider hinauf.

Bereitwillig gab er seine Zustimmung zu meinem Vorschlage, sagte mir noch einiges Schmeichelhafte und begleitete mich selbst zur Haustür, indem er mehrmal die Beinkleider höher zog, deren Gurt eigensinnig durchaus niedriger sitzen wollte, als seinem Besitzer bequem war.

Ich ging nun zum Obersten Przebncki nebenan. Dort machte mir ein junges Dienstmädchen ans, dem Seife nicht hätte schaden können. Den Mangel an Rein­lichkeit schien sie durch liebenswürdige Frechheit ersetzen zu wolleu, deun sie zeigte die starken, Weißen Zähne, kicherte und rührte dabei alle Gliedmaßen zugleich.

Aaf meine Frage nach dem Hanswirte geleitete sie mich in ein Zimmer, wo sie mich zn warten bat. Während ich auf uud nieder ging, steckte eine zweite junge, ebenso liederlich und lustig aussehende Magd den Kopf zur Tür herein, betrachtete mich und zog sich dann zurück. Der Oberst schien viel Dienerschaft zu haben, und zwar nnr weibliche, denn nach einiger Zeit erschienen in der Tür zwei nene Mädchcngcsichter zugleich. Diese beiden Geschöpfe waren nicht reiner und sahen nicht ordentlicher aus als die andern. Sie lachten und stopften sich die Zipfel ihrer Halstücher in den Mund, stießen sich gegenseitig an nnd beehrten sich im Scherz mit nicht sehr zarten Benennungen, während sie abzogen.

Was sucht ihr hier, schamlose Elstern! fuhr sie eine Männerstimme an, und der mir aus dein Gerichtslokal bekannte schwarzbärtige sogenannte Kutscher Timvf«! trat ein.

Was befehlen Ener Wohlgeboreu? Kaun ich den Obersten sprechen?

I wo, Euer Wohlgeboren! Seine Hvchwohlgeboren empfängt niemand. Be­lieben Sie, es mir zu sagen. Ist es etwas wegen des Hanfes?

Ich teilte ihm mit, was ich wünschte, und beauftragte ihn. den Obersten zu fragen. Er erklärte aber, das sei überflüssig, da er für solche Fälle Vollmacht habe. Wenn es nicht teurer komme als in frühern Jahren, sei er sehr zufrieden, daß er nicht nach Arbeitern und Fuhrleuten zu suchen brauche.

Das genügte mir, und ich ging über die Straße, um mich mit Burin zn be-