40
Feuer!
Er nannte sie eine überaus kluge und wohl unterrichtete Dame. Und sie hält den Sigambrer für einen Mohren ans Afrika. Begreifst du das?
O ihr Meister von der Schul, erwiderte der Onkel Pastor, was seid ihr für kuriose Leute! Ihr plagt euch und eure jungen Mädchen mit tausend Dingen, die ihnen nichts helfen, nud überseht dabei das kostbare Geschenk, das der liebe Gott unsern Mädchen als besondre Gabe in die Wiege gelegt hat.
Der Direktor machte eine verwundert fragende Miene.
Den Mutterwitz, Francisce. Glaube mir, mein Sohn, wenn ihr mit enrer höhern und höchsten Bildung diesen Mutterwitz uicht totgeschlagen habt, dann ist schon viel gewonnen.
Feuer!
Erinnerung aus dem russischen jDolizeileben von Alexander Andreas (Fortsetzung)
ie Ssawinskis besnchte ich, so oft es mir irgend möglich war, aber fast immer nur auf kurze Zeit. Es war im höchsten Grade unangenehm, daß sie so weit, und hauptsächlich, daß sie in einem fremden Stadtteile wohnten, in der Gegend, die von meiner Sandseite am entferntesten lag. Erstens war ich dadurch der Möglichkeit beraubt, im Vorübergehn einmal hinanfznspringen und Mascha einen Guten Morgen oder Guten Abend zu wünschen, wie ich gern getan hätte, und wie es leicht ausführbar gewesen wäre, wenn sie, wie früher, in der Steinstraße gewohnt hätte. Zweitens fürchtete ich, daß Jemeljan Afanasjcwitsch meine häufige Entfernung aus dem Stadtteile mißbilligen würde. Daß er von meinen Gängen zu den Ssawinskis unterrichtet war, daran hegte ich keinen Zweifel. Ich suchte dein schlechten Eindruck vorzubeugeu, indem ich gelegentlich davon sprach, daß ich mit dem benachbarten Stadtteil ziemlich gut bekannt sei, da ich manchmal, wenn es in meinem Bezirk oder überhaupt in unsern Straßen nichts zu tun gebe, bei Bekannten hinter dem Markt ein Stündchen zubrächte. Er verzog keine Miene dabei.
Mein Verhältnis zu den Ssawinskis gestaltete sich so angenehm, wie ich es nur wünschen konnte. Die größte Einfachheit und Vertraulichkeit herrschte zwischen nns. Die Mutter behandelte mich, als ob ich ein Familienglied wäre, beriet sich mit mir über alle möglichen wirtschaftlichen Kleinigkeiten und gab mir nicht selten kleine Aufträge. Mascha stellte sich kameradschaftlich zu mir, fragte mich um meine Meinung, ehe sie sich an eine neue Arbeit machte, wählte mit mir zusammen die Muster und Farben zu ihreu Stickereien nud Häkeleien, plauderte, während sie die Nadel hcmdhabte oder im Zimmer mit Aufräumen beschäftigt war, über alles, was ihr durch den Kopf ging, ließ sich erzähle», was in der Stadt passierte, nnd machte Anmertuugcu dazu, die von ihrem rascheu Begriffsvermögen Zeugnis ablegten, aber auch zur Genüge dartateu, daß es ihr an beißendem Spotte uud gewisser schadenfroher Bosheit uicht fehlte. Sie mochte jedoch sagen was sie wollte, mochte gut oder schlecht von den Menschen reden, es klang aus ihrem Mnnde so hübsch und drollig, daß ich viel darum gegeben hätte, wenn ich sie für jede Stichelei hätte küssen dürfen. Das ging nun leider nicht an. Ich mußte mich damit begnügen, auf dem Sofa zu sitzen, mich an jeder ihrer Bewegungen, an jedem ihrer Worte zu entzücken, und namentlich, wenn ihre Frcuudiuueu zugegen waren und Gelegenheit zum Vergleich boten, zu der Überzeugung zn kommen, daß ich ein ähnliches Mädchen noch nicht gesehen hätte nnd auch schwerlich wieder zu Gesicht bekommen würde.