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Vom Hohenstaufen zum Hohenzollern : eine Fußwandrung
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vom Hohenstäufei! zum Hohenzollern _ 25

sind die Quertnler; so das enge, waldreiche Tal von Urach mit seiner Fort­setzung nach Seeburg hm, und dann das breitere wohlbebaute Echatztal, das von Ncutlingen nach Schloß Lichtellstein führt. Dieses Schloß, leicht nnd luftig auf einen schmalen, steilen Fels gestellt, gilt landschaftlich als der schönste Punkt Schwabens, und in der Tat sieht es von seiner Höhe herunter wie die ver­körperte Poesie; es bietet anch selbst von seinem schlanken, das Hochplateau überragenden Turm die herrlichste Allssicht.

Ruht deshalb das Auge mit vollem Genuß auf dem schöllen Landschafts- lnlde, so wächst das Interesse uoch, wcnu so mancher Pnnkt uns erzählt, daß hier eine uralte Stätte deutschen Volkstums vor uns liegt, und uns Namen nennt, die einen hellen Klang in der deutschen Geschichte haben. Tue ältesten Spuren von Leben zeigen die Höhlenfnnde; so das Sibyllenloch an der Teck. das Reste vorsnndflntlichcr Tiere enthielt, während die Tropfstein­höhle bei Gutenberq neben Fossilienresten schon Werkzeuge der Steinzeit auf­weist, die ersten Zeichen menschlicher Tätigkeit. Die ältesten geschichtlich nach­weisbaren Einwohner des Landes waren keltischen Ursprnngs; dann herrschten jahrhllndcrtelang die Römer, bis sie von den Alemannen verdrängt wurden, als diese aus den langet,, erbitterten Grenzkämpfcn schließlich als Sieger hervor­gegangen waren. Aus der keltischen Zeit stammeu uoch einige Reste von Erd­wällen, die zu Verteidignngszwccken dienten und auch im übrigen Deutschland mit als die ältesten Arbeiten von Menschenhand gelten; eine solche Anlage M z- B. die Befestigung auf dem Hochplateau des Hohenneuffen. die also eine der ältesten und auch größten Festungen Deutschlauds darstellt. Sie hat uämlich einen Durchmesser von anderthalb Stunden, uud noch jetzt sind be­deutende Stücke des Walles und des Grabens im Volksmnnde der Heiden­graben genannt vorhanden. Es darf hier daran erinnert werden, daß die Volksüberliefernng mit der Vorsetzung des WortesHeiden" ein fast un­trügliches Zeichen vorchristlichen Ursprungs für solche Überreste liefert, ^us der Römerzeit sind weit zahlreichere Werke erhalten geblieben, Grabdenkmaler, Altarsteine, besonders aber die alte Grenzbefestigung, deren uoch vorhandne Reste im Volksmundedie Teufelsmauer" genannt werden. Das Nordendc der Alb war anch die Nordgrenze des römischen Reiches, und m der Nahe von Gmünd liegt der Punkt, wo die Mauer des rätischen Limes, die Nord­grenze, mit dem Pfahlgraben des rechtsrheinischen Limes, der Ostgrcnze, zu­sammenstieß. Durch die neue Limesforschung sind die Einzelheiten dieser Befestigungen, insbesondre die Lage der dazu gehörenden Kastelle näher fest­gestellt worden. Ein solches lag z. B. in dem Dorfe Lorch im Remstal; es liegt innerhalb des Dorfes, und zwar so, daß die Dorfkirche die Mitte des Kastells bezeichnet. Anch noch weitere römische Bauteu sind in dieser Gegend nachgewiesen worden; unsre deutschen Vorfahren haben sie aber, da sie das Wohnen in Steinbauten verschmähten, sämtlich zerstört und sich ihre Wohnsitze aus Holz und Erde gebaut.

Das ist auch der Grund, weshalb aus der Alemauuenzeit weniger Über­reste zurückgeblieben sind. Als solche sind zu nennen: mehrere alte Rulgwallc, so auf dem Jpf. dem Gräbelesberg und andre; ferner die alemannischen Graber- Grenzboten II 1903