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Zur Geschichte Hohentwiels
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Zur Geschichte Hcchentwiels

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Weil die Kriegsgefahr nicht mehr so dringend zu sein schien. Herzog Friedrich der Zweite gab dem zum Obersten ernannten Bilfinger den Oberstleutnant Wolfs als Gehilfen bei,aus Schonung für seine Jahre" mit dem Auftrag, in allen Fällen diesem Gehör und Vertrauen zu schenken und alle Maß­regeln gemeinschaftlich mit ihm zu überlegen und auszuführen. Der Oberst­leutnant von Wolff, damals 55 Jahre alt, galt, wenn er auch keinen Feldzug mitgemacht hatte, doch für einen wissenschaftlich gebildeten Offizier. Der Herzog erteilte ihm bei seiner Ernenuung zum Vizekommcmdanteu mündlich den be­stimmten Befehl, bei Verantwortlichkeit mit seinem Kopfe die Festung in keinem Falle, auch nicht weun ein vom Herzog eigeuhäudig unterzeichneter Befehl vorgezeigt werden sollte, zu übergeben und in fremde Hände kommen zu lassen, mit dem Anfügen, daß, wenn der Kommandant Bilfinger aus Alters­schwäche oder sonst einem Grunde bei herannahender Bedrohuug zur Übergabe der Festung gestimmt sein könnte, Wolff die Kommandantenstelle allein über­nehmen und in keinem Falle die Übergabe der Festung zulassen solle. Die Besatzung wurde aber trotzdem nicht verstärkt. An Geschütz standen zwar 27 Stücke auf der Festung, aber nur wenige waren in brauchbarem Staude; mit Mehl, Wem und Branntwein war sie dagegen ans ein Jahr lang versehen. Am 25. April 1800 zog das französische .Heer unter General Moreau über den Rhein. Am 1. Mai näherte sich die 10665 Manu starke Division des französischen Generals Vandamme der Festung. Ein französischer Offizier er­schien mit einem Trompeter uud sechs Husaren mit dem Verlangen, daß der Kommandant jemand zu einer Unterredung heranssenden möchte. Bilsiuger (jetzt zum Generalmajor ernannt) schickte den Oberstleutnant von Wolff hinaus, der dein französischen Offizier, als er die Übergabe der Festung auf Gnade und Ungnade forderte, erklärte, sich aufs äußerste verteidigen zu wollen. Vandnmine versicherte nnn aber selbst dem Oberstleutnant von Wolff iu einer Unterredung, daß ihm der ganze Zustand der Festung, namentlich der Mangel an Wasser 'und die Schwäche der Besatzung bekannt sei, nud versprach der Besatzung volle Kriegsehren nnd freien Abzng in ihre Heimat, unter der Be­dingung, daß sie vor ihrer Auswechslung nicht gegen Frankreich dienen dürfe. Nachdem sich Wolff mit sämtlichen Offizieren beraten, nnd General Bil­finger erklärt hatte, mir dann kapitulieren zu wollen, wenn sämtliche Offiziere versicherten, daß kein Widerstand möglich sei, wurde beschlossen, daß der Oberst­leutnant von Wolfs sich nach Singen, dem Quartier Vnndammes, verfügen und die Kapitulation so gut als möglich abschließen sollte. General Vandamme verpflichtete sich mit seinem Ehrenworte, bei dem Obergeneral und der fran­zösischen Regierung alles zu tun. daß sein Versprechen, die Festung beim Friedensschluß in demselben Zustande, wie sie den französischen Truppeil über­geben werde, au Württemberg zurückzugeben, erfüllt werde.

Nun wurde die Kapitulation unterzeichnet. Die Besatzung zog am 2. Mai sechs Uhr mit den üblichen militärischen Ehren aus der obern Festung, dre hierauf sogleich durch die Franzosen im Beisein des Generals Vandamme be­setzt wnrde. Am 3. Mai erstatteten Bilfinger und Wolff von Hohentwiel aus deu ersten Bericht an den Herzog und baten ihn darin,überzeugt zu