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Herbstbild« von der Röder und pnlsmtz
stärkte. Dieses erstarkte Königtum zerriß im Habsburgischen Staatsiuteresse die uralte wirtschaftliche Gemeinschaft, in der die Lausitzeu und Schlesien mit den Gebiete,: der Wettincr gelebt hatten, im Jahre 1559 durch hohe Zölle, die an den Grenzen der habsbnrgischen Länder, also auch iu Schlesien uud den Lausitzen entrichtet werden mußten. Der große sächsische Volkswirt dieser Zeit, Kurfürst August, schickte deshalb auf Anregung Leipzigs eine Gesandtschaft an Kaiser Ferdinand, um ihn daran zu erinnern, „daß in den Erb- einungen zwischen Sachsen und Böhmen auch der gegenseitige Schutz der Handelsstraße, insbesondre der Straße aus Polen nnd Schlesien über die Sechsstüdte. Königsbrück, Hahn, Oschatz nach Leipzig und weiter stets bedacht gewesen sei, daß aber diese wichtige Straße unbebaut bleiben würde, wenn man sie in Schlesien und in der Lausitz mit ueueu Zöllen belaste. Denn dadurch würden die polnischen Viehhändler veranlaßt, ihren Markt von Brieg nach Posen zu verlegen und die Viehherden von dort aus über Berlin gehn zn lassen. So werde nicht nur der Viehinarkt zu Döbeln, wo sich die sächsischen Bergstädte mit Schlachtvieh versorgten, ganz aufhören, sondern auch der Tuchhandel Sachsens nach Polen, der einen hohen Durchgnugszoll in der Lausitz und iu Schlesien nicht tragen könne, durch den märkischen zn Grunde gerichtet werden, ganz abgesehen davon, daß ein großer Teil der Nürnberger, Frankfurter und Antwerpener Güter, die bisher über Leipzig und Breslcm nach Polen gingen, in Zukunft über Wittenberg und die Mark Brandenburg dahin verführt werden könnte."
Aber diese Beschwerde blieb ohne Erfolg. Die Verhältnisse besserten sich etwas nach dem Dreißigjährigen Kriege, da die Lausitzeu 1635 an Sachsen übergegangen waren. Aber 1681 z. B. mußte die Handelsstraße statt über Hain wegen der Pest über Ortrand, Strehla und Dttbcn geführt werden. Ein schwerer Schlag für deu Großeuhaincr Handel war auch die Eroberung Schlesiens durch Friedrich den Großen und endlich die Zerteilung Sachsens im Jahre 1815, durch die die nnüberstciglichen Zollschranken von Norden her bis nahe an die Stadt heranrückten. Zwar öffneten sich alle diese hemmenden Schlagbäume in der denkwürdige» Neujahrsuncht 1834, als der deutsche Zollverein seine großartige, die nationale Einignng vorbereitende Wirksamkeit begann: aber für Hain kam diese Hilfe zu spät. Demi unterdessen hatte sich die Schiffahrt auf der Elbe mächtig entwickelt, lind so ließ denn die erste sächsische Eisenbahn von Dresden nach Leipzig Großenhciin rechtsab liegen nnd gründete dafür in Riesa au der Elbe eineu zukunftsreichen Handels- und Umschlageplatz.
Zwar hat Großenhain in ueuerer Zeit auch gute Eisenlmhnverbindungen nach Dresden und Leipzig, Berlin und Frankfurt a. O. erlangt, aber es ist doch die stille Stadt an der Röder geblieben. Wenn man ihre Plätze nnd Gassen durchstreift, so wundert man sich, wie wenig altertümliche Bauteil ans der großen Vergaugenheit übrig geblieben sind: das ist die Folge der großen Brände uud der Drangsale, die die Stadt im Dreißigjährigen, im Siebenjährigen nnd schließlich iu den Napolconischen Kriegen erlitten hat. Der Gang der alten Mauer und der Gräben ist an der um die Stadt ziehenden Promenade noch erkennbar. Im Norden stehn auch noch beträchtliche Reste des alten ehr-