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Geographische und Koloniallitteratur
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wird, kann uns nicht darüber täuschen, das Rußlands Lnnderwerbspolitik auch den deutschen Interessen nachteiliger ist als Englands Handels- nnd Verkehrspolitik; wie neidisch sich diese auch gebärden mag, sie läßt immer noch Raum für Wett­bewerb, wo dagegen Nnßlcmd kolonisiert, folgt Ab- und Ausschließung. Das Ge­währenlassen Rußlands in Ostasien hat also auch für Deutschland seine Grenzen, wenn es auch klugerweise in der im Grunde schon längst für China entschiednen Mandschnreifrage seinem großen Freund und Nachbar keine Schwierigkeit bereitet. Aber schon Koreas Offenhaltung liegt so iu Deutschlands wie in Englands Interesse, und hier dürfte selbst Frankreich nicht mit Rußland durch dick und dünn gehn, wenn es auch nur seine große missionarische Vergangenheit in Korea erwägt. Schade, daß der Verfasser nicht eingehender die Stellung Deutschlands im Jangtsze- bccken geschildert hat; seine berechtigte Schätzung des deutsch-englischen Abkommens, worin er eine der größten Thaten der deutschen Politik der letzten Jahre sieht, hätte dadurch erst den richtigen Hintergrnnd erhalten. Von der Klarheit nnd Einfach­heit der Gedanken und der Sprache, durch die sich das Zabelsche Buch im all­gemeinen auszeichnet, macht merkwürdigerweise gerade einer der wichtigsten Sätze eine Ausnahme:Der »Politik der Aufteilung« tritt die »Politik der offnen Thür« bewußtermaßeu gegenüber, beziehungsweise als Kompromiß zwischen beiden die »Politik der Interessensphären«." Wenn man doch diese trüben Ausdrücke bewußter­maßeu und beziehungsweise für immer ans der dentschen Sprache verbannen könnte! Auch der Satz:Die chinesische Frage ist eine interne Frage der Weltpolitik" läßt an Klarheit zu wünschen übrig. Denn was heißt hier intern? Der Verfasser will sagen, in der chinesischen Frage sei ein zentrales Problem der Weltpvlitik un­gefähr gleich dem aufgestiegen, das einst orientalische Frage im engern Sinne hieß; sie beschäftige alle großen Machte. Den Satz: Nur vor Thatsache,, beugt sich der Geschichtschreiber (S. 22) empfehlen wir ebenfalls zur Revision, denn wo bleibt dann die Macht der Ideen? Ich kann noch begreifen, daß der Naturforscher, sofern er nämlich naturwissenschaftlicher Kleingewerbtreibender und Zunftmensch ist, nichts von Ideen wissen will, aber wo bleibt die Geschichtschreibung ohne Ideen? Nicht einmal der Staatsmann darf sie vernachlässigen. Lboax lrnä rurst,^ <S. 33) würden wir nicht mit billig und eklig übersetze», sondern mit billig und schnndig, oder mit Reuleciux noch kürzer mit billig und schlecht.

Heimkehr

von Marthe Renate Fischer (Fortsetzung)

hm selbst aber, wie er nun wieder eiusam seines Weges pilgerte, verging allmählich die sonnige Laune. Das Mädcheu war ihm als ein Stück lebender Heimat erschienen. Da er sie nicht mehr sah, fiel ihm wieder schwer aufs Herz, wie tot doch noch die Heimat für ihn war. Und er eilte weiter nnd grüßte die vertrauten Berge.

Dich kenn ich, sagte er für sich, dich kenn ich auch. Du bist der weiße Berg, dich kenn ich satt, mnrmelte er, und eine wehmütige Freude er­füllte ihn.

Seine Gedanken begannen wieder im Kreise zu laufen, von Beckmanns Herbert zu Alma Dietzel nnd znr Priska nnd zuletzt auch zum Pfeiff-Schneider, und die Vorzüge seiner Freunde wuchsen hoch an, indes die Scharmützel und kleinen Nieder­trachten seines Feindes, den er eingesargt hatte, sacht zn verblassen begannen.

Eine Kette Radfahrer stob mit grellem Klingelzeichen an ihm vorüber, eine