154 Geographische und Roloniallitteratur
Opiumrauchen sei nur in Britisch-Barma weit verbreitet. Die Erklärung des mit seinen Antivpinmansichten in der Minderheit gebliebnen nennten Mitgliedes, daß die Kommission Parteiische Zeugen verhört habe, wirft freilich ein schlechtes Licht auf die ganze Erhebung. Wenn die sogenannte öffentliche Meinung in Indien gegen die Einschränkung des Opiumbaues ist, wird sie angerufen. In Indien wurde als Gruud gegen die Einschränkung des Opiumbaues noch angeführt, das Opiuniesseu sei gerade unter den kräftigsten Nassen Nvrdindieus üblich, habe die kriegerische« Nadschputeu und Sikhs, die unablässig emsigen Marwari am meisten ergriffen; das spreche für seine Unschädlichkeit. Das ist jedenfalls kein Grund, den Opiumgebrauch einzuschränken, denn allzu kräftige Leute mag England unter den eiugebornen Judieru gar nicht haben! Im augloindischen Voranschlag für 1900/1 wird eine Einnahme von neunzig Millionen Mark aus der Opiumsteuer eingesetzt, nur das Salzmonvpol briugt noch mehr ein; aber die Opinmsteuer ist der drittstärkste Einnahmeposten. In China wiederholte übrigens im Frühjahr 1902 eine Eingabe von Bischöfen, Missionsdirektoren nnd Ärzten die Hinweise auf die Verderblichkeit und Unchristlichkeit des Opiumhandels mit China; sie hoben besonders hervor, daß auch in Indien der Opiumbau noch immer zunehme. Ebenso haben sich in Niederländisch-Jndien, wohin die massenhaft einwandernden Chinesen die „verderbliche Drogue" gebracht haben, nnd wo die Opiumpacht die höchste und sicherste Einzeleinnahme liefert — 1901 18,7 Millionen Gulden! —, seit Jahren Stimmen gegen die Ausbreitung des Opinmgenusses erhoben. Wir meinen, das könnten nicht alles Vorurteile sein, und so sehr wir die Erfahrungen des Diplomaten mit intelligenten uud energischen chinesischen Opiumessern schätzen, fahren wir doch fort, in der amtlichen Förderung dieser Seuche einen noch schlimmern Flecken der englischen Politik in Indien und China zu sehen, als etwa in der staatlichen Branntweinpacht in manchen andern Ländern.
Deutschland in China. Von Rudolf Zabel. Leipzig, Georg Wigand. Großoktav. XVI u. 488 S. Preis gehestet 7 Mk. 50 Pfg., gebunden S Mk,
Als Anschannng und Beurteilung derselben Zustände und Entwicklungen von einer andern Seite ergänzt und vervollständigt Zabels Werk das vben genannte; das spricht sich schou äußerlich dariu aus, daß es Herrn von Brandt gewidmet ist, innerlich in der Grundübereinstimmung der Auffassung der Lage in Ostasien und der Stellung Deutschlands zu ihr. Der Verfasser hat als Schriftleiter des in Shanghai erscheinenden „Ostasiatischen Lloyd" einen reichen Schatz persönlicher Eindrücke gesammelt, als deutscher Kriegskorrespoudent den chinesischen Feldzug persönlich mitgemacht und im Anschluß daran auf selbständigen Reisen in der Mandschurei, Schantung und Südchina Land und Leute kennen lernen. Das Werk ist in einen historischen Abschnitt, der die Politik der Mächte China gegenüber behandelt, und iu etueu ausführlicher gehaltucn erzählenden geteilt, worin er seine Eindrücke als Augenzeuge des chinesischen Feldzugs wiedergiebt. In dem ersten Teil ist besonders die scharf durchgeführte Trennung zwischen der russischen Land- erwerbspolitik im Gegensatz zu der Handelspolitik der übrigen Mächte von Interesse. Das ist eine Unterscheidung, die dem politischen Geographen nicht neu ist, denn es liegt ihr der alte Gegensatz phönizisch-griechischer Politik des Seehandels und der Küsten- uud Jnselbesiedlung und römischer Ausbreitung über Land mit Schwert und Pflug, Straßenbau und militärisch geleitete Kolonisation zn Grunde. Aber der Verfasser hat Recht, wenn er betont, daß man sich besonders in Deutschland noch wenig darüber klar geworden sei, was dieser Unterschied in der ostasiatischen Politik bedeutet. Er gruppiert alle Mächte, die, wie Deutschland, hauptsächlich am Handel und Verkehr mit China und Korea interessiert sind, einstweilen nm den Grundsatz der Integrität des chinesischen Reiches und der Gleichberechtigtheit iu allen Fragen des Handels und Verkehrs. Was sich später in der Richtung auf Interessensphären und Teilstücke des alten Reichs daraus entwickeln