Das jüdische Hchlerrecht
121
26. Oktober die Leitung des Ministeriums, in der Hoffnung, die unvermeidliche Intervention in Rom wenigstens gemeinsam mit Frankreich durchführen zu können. An demselben Tnge lief das französische Geschwader aus Toulou aus, am 29. landeten die Truppen in Civitcwecchia, am 30. gingen die Italiener über die Grenze vor. Aber eine brutale französische Note des Marquis de Moustier, die obendrein am 2. November in Moniteur veröffentlicht wurde, forderte drohend den sofortigen Rückzug der Italiener und brachte Menabrea in die peinlichste Lage. Am 3. November thaten die neuen Chassepots der Franzosen bei Mentana ihre ersten „Wunder" an Garibaldis Rothemden, er wich hinter die Grenze zurück und ergab sich den königlichen Truppen.
(Schluß folgt)
Das jüdische Hehlerrecht
l ürzlich wurden in der dritten Nummer dieser Zeitschrift bei einer Besprechung des Schererschen Buches über das mittelalterliche Judeurccht alle die Vorrechte aufgeführt, deren sich die Juden zu erfreuen hatten. Der Verfasser dieses Aufsatzes hat wieder ! einmal gezeigt, wie falsch es ist, weun eine umfangreiche — übrigens durchaus nicht immer jüdische — historische Litteratur die Juden immer und immer wieder nur als die mißhandelten Opfer der engherzigen und grausamen europäisch-christlichen Kultur hinstellt. Gut gings den Juden gewiß nicht immer; sehr oft ging es ihnen herzlich schlecht. Aber schwere Zeiten sind keinem Volk erspart geblieben. So manche einst blühende Nation wurde vom Erdboden vertilgt; mir ihr Name ist auf uus gekommen. Die Juden haben alle Bedrückungen siegreich überstanden. Sie könnten stolz darauf sein; aber nur wenige sinds. Wer jüdische Geschichtschreiber zu studieren hat, der findet bis zum Überdruß Jammer und leidenschaftliche Klagen über längst verjährtes Unrecht. Ein eigentümliches Zeichen der Schwäche bei soviel Sündhaftigkeit.
Es ist eine rückständige Geschichtsanffassung, die sich uus hier offenbart. Zu ciuem großen Teil ist sie aus dem Bestreben entsprungen, die Flecken des jüdischen Volkscharakters zu entschuldigen; aber darum ist sie nicht weniger rückständig. Der philvsemitische Engländer G. S. Street hat das neulich in der National lisvie^v (1901, November) den Juden seines Landes vorgehalten, iudem er auf die landläufige Behauptung, die Fehler der Juden fünden in den Judenverfolgungen ihren Grund, erwidert: „Das mag eine gute Erklärung sein; doch ist es eine ärmliche Entschuldigung. Man muß die Menschen nehmen, Wie sie sind; und die Laster eines jeden ließen sich aus irgendwelchen Lebensschicksalen rechtfertigen, wenn wir diese uur immer wüßten." Und für das Leben Grenzboten III Z902 16