Die britische Regierung
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Denn die „Krisis" geht nicht, und das ist das Wesentliche, auf den eigent- licheu Inhalt des katholischen Glaubens, sondern auf die abseits davon liegenden Fragen zweiten und drittel? Ranges. So lange also der Kampf um solche Dinge geführt wird, liegt kein Grund vor, an eine größere Abkehr vom Katholizismus zu glauben.
Die britische Regierung
von Hugo Bartels (Fortsetzung)
as Amt des Lordkanzlers, des an Rang höchsten weltlichen Beamten, ist durch die Jahrhunderte unverändert geblieben nnd bietet in seiner sonderbaren Mischung von Regierungsgewalt und richterlicher Thätigkeit eiu widerspruchsvolles Bild. Es ist eine ehrwürdige Reliquie aus den Tagen der Sternkammer. Der Lordkanzler ist Vorsitzer des Oberhauses durch seine Partei und muß mit seiner Partei abtreten. Als Parteimann darf er sich auch an der Erörterung beteiligen; dennoch soll er des Vorsitzes unparteiisch walten. Ferner ist er Parteimnnu als Mitglied des Kabinetts. Aber als oberster Richter des ganzen britischen Reichs darf er nicht parteiisch sein. Wie ist es nun, wenn eine Sache vor seinen Richterstuhl kvmmt, in der die Politik des Kabinetts, dem er angehört, angefochten wird? Ein solcher Fall ist uicht nnr möglich, sondern erst vor kurzem vorgekommen in der Berufung des Knpkolonisten Marais gegen die Rechtlichkeit des Belagerungszustands in? Kaplande. Mag auch die Person des Lordkanzlcrs über jeden Verdacht der Parteilichkeit erhaben sein, für das Ansehen seines Spruchs ist die Vcrquickuug des Richteramts mit einem Sitz einem Parteikabinett nur schädlich. Als Justizminister im festländischen Sinne kann man den Lordkanzler nicht ansehen.
Nach dem Schatzamt ist am wichtigsten das Staatssekretariat, das jetzt fünf Staatssekretäre umfaßt. Es ist schon erwähnt worden, wie der Sekretär des Königs "us untergeordneter Stellung zu einem hervorragenden Mitgliede der Regierung wurde und den Geheimsiegelbewahrer überflügelte. Das gesteigerte Ansehen des Sekretärs des Königs fand seinen passenden Ausdruck in der Bezeichnung Staatssekretär, später sogar Hauptstaatssekretär (?i-in<zixal LöLret^r/ c>t' 8t-z,to). Um sich ^nen Begriff von dein Einflnsse des Staatssekretärs zu macheu, braucht man nur "tt William Cecil, Lord Bnrleigh zu denken, der unter Elisabeth den Posten sollte. Mit der Ausdehnung der Staatsgeschüfte nahm natürlich die Arbeitslast des Staatssekretärs zu, besonders als das Kabinett an die Stelle des Geheimen Rats trat. Alle Sachen, die nicht ins Bereich des Schatzamts oder des Lordkanzlcrs gehörten, sielen ihm anheim, nnd die fortschreitende