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und Kohle noch dichter bei einander liegen, sogar noch etwa 5 Mark 30 Pfennige billiger.
Dagegen waren in demselben Zeitpunkt die Gestehungskosten für eine Tonne Roheisen in Europa bedeutend höher: im Middlesborough beliefen sie sich auf 52 Mark 37 Pfennige, in Oberschlesien nach den Berechnungen des Assessors Jüngst für 1898 auf 54 Mark 31 Pfennige, in Böhmen nach der Aufstellung des Direktors Kestrnnek für 1899 auf 56 Mark 10 Pfennige, für Rußland haben sie zuletzt sogar 73 Mark 30 Pfennige betragen. Wie günstig die Dinge für den amerikanischen Wettbewerb liegen, ist. also ohne weiteres klar. Zieht man in Betracht, daß die Durchfracht von Pittsburg nach Liverpool etwa 13 Mark 50 Pfennige beträgt, so konnte also damals amerikanisches Roheisen zum Selbstkostenpreis von 40 Mark nach Liverpool hinübergeschafft werden nnd somit das einheimische nm etwa 6 Mark unterbieten. Daß das wirklich in großem Umfang geschehn ist, lehrt die englische Einfuhrstatistik, nach der die Einfuhr amerikanischen Roheisens von 77 578 Tonnen im Jahre 1898 ans 95791 im vergangnen Jahr, der Import amerikanische» Rohstahls in derselben Zeit sogar von 29844 auf 160150 Tonnen angewachsen ist. Auch im laufenden Jahre ist noch keine Abnahme zu spüren, in den ersten beiden Monaten sind 21959 Tonnen Roheisen und 33581 Tonnen Rvhstahl aus den Vereinigten Staaten nach England eingeführt worden. Nimmt man hinzu, daß selbst die Kolouialregicrnngen häufig amerikanischen Angeboten den Vorzug geben, da sie sich durch größere Billigkeit und schnellere Lieferung vor den englischen auszeichnen, so kann man ermessen, wie schwer die amerikanische Konkurrenz schon jetzt auf dem englischen Eisengewerbe lastet. Das aber ist klar: der Druck, den die Vereinigten Staaten auf England ausüben, muß sich natürlich auf die übrigen europäischen Mächte fortpflanzen: man wußte sich ja in Oberschlesien im Anfang dieses Jahres vor den billigen Angeboten englischen Roheisens gar nicht zu bergen. Nun ist richtig, daß die englische Eisenindustrie in den letzten Jahren mit besonders ungünstigen Verhältnissen kämpfen mußte; der hohe Preis der importierten spanischen Erze, die teuern Kohlen und die hohen Löhne haben die Gestehungskosten im Cleveland- bezirk ans 56 Mark und darüber gebracht, während sie sich in normalen Zeiten in fünfjährigem Durchschnitt auf etwa 41 Mark stellen. Aber auch dann, wenn solche Zeiten wiederkehren, bleibt Amerika konkurrenzfähig; es bedarf nur einer Herabsetzung der Frachten, und schon denkt man drüben daran, von den Eriehäfen durch den Wcllandkcmal direkt nach Liverpool zu exportieren, wodurch die Bahnfracht, die jetzt von Pittsburg nach Baltimore für Roheisen 7 Mark 90 Pfennige beträgt, auf ein geringes Maß herabgedrückt wird.
Die dringendste Gefahr für den europäischen Markt liegt übrigens augenblicklich gar nicht einmal in den Vereinigten Staaten, sondern in Kanada. Dort hat die vomiiricm 8t«z<zl -m<I Iran vomvau^ im vergangnen Jahr auf Kap Breton (Neuschottland) riesige Werke anlegen lassen, die auf eine Jahreserzeugung von 254000 Tonnen Stähl nnd 152400 Tonnen Roheisen zum Verkauf eingerichtet sind. Die Bedingungen liegen so günstig, daß sich der