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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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und Großbauerngüter im Osten noch Platz. Aber der Boden muß von Staats wegen zur Besiedlung frei und bereit und mobil gemacht werden.

Nur kurz möchten wir noch hinweisen auf die Ungeheuerlichkeit, heute im Wege der sogenanntenRepressiv»" den ostelbischen landwirtschaftlichen Unternehmern die Arbeiter an denDienst" von einer Scholle ist ja eigentlich nicht zu redenfesseln" zu wollen. Wagt man es in dieser Weise, eine Klassen- und Jnteresseupolitik der Staatsgewalt zuzumntcn, nnd ist diese schwach genug, dem­gegenüber ihrer Pflicht der Arbeiteranwaltschaft nicht ganz energisch zu genügen, nun dann würden selbst wir uns bekehren müssen zur Koalitionsdoktrin nach Bebel- Brentano-Berlepschischem Rezepte. Dauu wäre diese immer noch das kleinere Übel, die weniger nnsgesprochne Unvernunft. /?

Philosophische Schriften. Das wissenschaftlich wertvollste unter den Er­zeugnissen derDenkerei," die uns heute vorliegen, dürfte das Buch von Wilhelm Bender sein: Mythologie und Metaphysik. Die Entstehung der Welt­anschauungen im griechischen Altertum. (Stuttgart, Fr. Frommmms Verlag sE. Hauffs, 1899.) Der Verfasser zeigt, wie im mythischen Stadium des Denkens das prak­tische Interesse allein herrscht, in Indien dieses praktische Interesse auch noch in der spekulative» Periode vorwaltet, sodaß die indische Metaphysik zur Erlösungs­lehre wird, bei den Griechen zuerst und allein das theoretische Interesse, die Welt zu erkennen, wie sie ist, durchbricht, bis Plato und seine Jünger den Glauben ans Jenseits lehren und damit eine neue Mythologie schaffen. Plato enthält, wie Bender überzeugend nachweist, schon so ziemlich die ganze mittelalterliche Theologie. In einem sehr wesentlichen Punkte stimmen wir vollständig mit dem Verfasser überein. Das Interesse an der Bildung uralter Weltanschauung, schreibt er Seite 12,ver­bindet sich mit dem Interesse an den Weltanschauungen, die heute unter nns um die Palme streiten und die gebildete Gesellschaft der Gegenwart in verschiedne Lager teilen. Hier ist in der That nichts alt, was nicht auch neu wäre. Die Gedanken, welche sich die Menschen über die letzten Fragen gemacht haben, zeigen eine über­raschende Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Dieselben Motive müssen am Ende unter gleichen Bedingungen zu denselben Ergebnissen führen. Das, was sich ändert, was fortschreitet, ist die Erforschung und die Erkenntnis des Einzelnen in der Welt. Und insofern die Fortschritte der Einzelwissenschaften bei der Begründung und Formung der Weltanschauungen in Betracht kommen, werden auch sie in den Strom der Entwicklung hineingezogen. Dank der historischen Forschung haben wir hente einen tiefern Einblick in die Entstehung der supernaturnlistischen Weltanschauung als ihr Begründer Platonz nnd zur Begründung einer natürlichen Wclterklärnng verfügen wir, dank der modernen Chemie und Physik, über andre Mittel als welche einem Dcmokrit oder Epikur znr Verfügung standen. Aber die Frage nach Ur­sprung, Gesetz und Zweck der ganzen Welt, welche das Leben der Menschen um­schließt, ist in allen Jahrhunderten in im wesentlichen gleichen Formen gestellt und beantwortet worden." Auch wir sind der Überzeugung, daß, wie die Logik, so auch die Metaphysik seit den Tagen ihrer Entstehung keinen Schritt vorwärts gethan hat und ihrer Natur nach nicht fortschreiten kann. Trotz dieser Übereinstimmung in vielem einzelnen gehören wir einem andern Lager an als der Verfasser, der sich für die strenge Diesseitigkeitsansicht entschieden hat. Die Darstellung ist schöu und anziehend, nnd an den bekannten Mythen und philosophischen Systemen der Alten werden höchst interessante neue oder bisher unbeachtete Seiten aufgedeckt. Eine ganz andre Seite als Bender hebt Otto Flügel am Platouismus hervor