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Samoa
leidenschaftlichere Leute mit so kitzlicher Angelegenheit betraut sein könnten, wäre die günstige Gelegenheit auszunutzen, um „bei dieser hoffentlich letzten Konferenz in Sachen Samoas" ohne Verzug eine endgiltige Erledigung herbeizuführen
„Daß nach altem Volksspruch der Vernünftige nachgeben sollte, ist viel bemäkelt worden, hätte insofern indes seine Giltigkeit, daß er die Unvernünftigen mit ihrem vernunftlosen Treiben allein lassen wird, wenn sie zur Vernunft zu bringen der Mühe nicht lohnt. Trotz eines dramatischen Verzweiflungsschreis hat auf die Dauer niemals der Unsinn gesiegt, sondern Lnovlscl^s is xovvr, um die Unordnung wieder in Ordnung zu bringen, sonst wären wir alle miteinander längst nicht mehr am Leben."
So sehr man dem alten Weltfahrer gerade in Bezug auf die imperialistische Strömung in England, den Vereinigten Staaten und auch in Deutschland darin zustimmen kann, daß Unsinn auf die Dauer nicht siegen wird, so wird sich Bastion selbst doch wohl der Erkenntnis nicht ganz verschließen, daß der Unsinn unter Umständen den Zeitgeist in einem Grade zu verseuchen vermag, daß er zeitweise zu einer Macht wird, mit der man rechnen muß. Er wird dann gewiß anerkennen, daß die endgiltige Erledigung der Scimoafrage, wie er sie in Übereinstimmung mit der Ansicht der Kommission allein für möglich hält, selbst für die durchaus unbefangen, nüchtern und verständig urteilenden deutschen Staatsmänner, die jetzt zu entscheiden haben, mit sehr großen Bedenken und Schwierigkeiten verknüpft sein muß. Nicht wegen des sogenannten Ehreu- punkts und auch nicht aus Rücksicht auf das Gezeter unsrer Imperialisten, die diesen Ehrenpunkt srivol mißbrauchen. Das Deutsche Reich braucht sich Gott sei Dank darum noch nicht zu kümmeru. Aber nachdem die rohen, vom Zaune gebrochnen Gewaltthätigkeiten der Anglosachsen gegen deutsche Interessen vor und auf Samoa vor vier Monaten so schlagend bewiesen haben, daß die Negierungen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, wenn sie auch vielleicht noch nicht ganz von der imperialistischen Barbarei und Tollheit beherrscht werden, so doch unfähig oder auch, was wenigstens England betrifft, zeitweise nicht willens sind, ihren Ausbrüchen im internationalen Verkehr selbst mit einer vertragsmäßig besreundeten Großmacht vorzubeugen, gewinnt das Überlassen der Inseln an England eine höchst unerfreuliche Bedeutung und ist auf den Übergang der Alleinherrschaft an Deutschland sehr wenig zu hoffen. Wir konnten wohl in der Kretafrage seiner Zeit die Flöte ans den Tisch legen und, wie Bastian sagt, die Unvernünftigen in ihrem vernunftlosen Treiben vorläufig allein lassen, denn dort hatten wir gar kein vertragsmäßiges Recht, weiter mitzuspielen, das uns gebrochen werden sollte; und wir verscherzten uns dadurch auch nicht die Möglichkeit, wenn sich über kurz oder lang das Konzert in Dissonanzen auflöst und dann notgedrungen die levantinische Unordnung in Ordnung gebracht werden muß, die Flöte wiederaufzunehmen uud kräftig zu spielen. In Samoa dagegen handelt es sich um die Wiederherstellung