Maßgebliches und Unmaßgebliches 621
So, Nett! Der Raum cm der Küche ist gut zum Wohnen, die Schlafkaminer lege» wir zwischen Werkstatt und Wohnstube, damit ihr euch uicht Thür an Thür aller Minuten Mm der Arbeit abhalten könnt. Die Küche übergebe ich dir, du bist die Hausfrau, und ich miete mich mit Kostgeld bei euch eiu. Wehre dich nicht, Nett, nnd vergiß nicht immer, daß du eine arme Frau wirst.
Nett lächelte, sie fühlte sich sehr reich.
Du solltest nicht ungläubig lächeln, Nett, du wirst erst noch sehen, was es auf sich hat mit dem Leben; bis jetzt hast du nur iu der Spielschnle gesteckt, aber eine Frau muß feste Schultern haben, es kommt vor, daß sie das ganze Haus allein zu tragen hat.
Nett saß auf dem kleineu Sofa, das sie für die neue Wohustube gekauft hatte, faßte die Schwägerin bei der Hand nnd zog sie an ihre Seite. Ich weiß, Line, deine Schultern! und dn bist mir auch immer ein Vorbild gewesen.
Unsinn! fnhr Line unwirsch dazwischen, was fällt dir ein! Aber wenn du es weißt, dann laß uns gleich von dem Wichtigsten reden: der goldue Engel mnß ans dem Haus mit all seinen Trabanten.
Mntter hat schon darum geredet, antwortete Nett rnhig, aber Karl sagt, es gehe nicht, des Vaters Geist lebe in diesen Dingen.
Des Vaters Geist? O nein, ein fremder, unseliger Geist, des Vaters Vernichter lebt darin. Vernichte du ihn wieder, das ist eine gerechte Sache. Ernstlich, Nett, du mnßt Karl dazu bringen. Wenn du es jetzt nicht vermagst, vermagst du es nie, nnd das Gespenst wird euch verderben, wie es unsre Eltern verdorben hat.
Du mußt ihn dazn bringen — so lange Line sprach, meinte Nett, das sei leicht und notwendig, wenn sie aber Karl gegenüberstand, verflog der Same wieder, deu die grämliche Schwägerin ausgestreut hatte.
Nett liebte mit einer vollen, altmodischen Liebe, ohne Wenn uud Aber, ohne Bruch und Riß. Wie konnte sie anders denken, als er dachte, anders fühlen, als er fühlte, anders urteilen, als er urteilte? Sie begriff nur noch durch ihn, sie sah »nr noch nnt seinen Allgen, sie wollte nnr noch mit seinem Willen.
So wanderten die beiden in einer gvldnen Wolke der Hochzeit zu und fühlte» nichts von den Sorgen der andern, die draußen am nüchternen Tageslicht stand und trotz aller Liebe gar zu gern das trügerische Gewölk zerblasen hätte.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Ein Vorläufer von Rodbertus. Bei den Nationalökonomen von Fach ist es gebräuchlich, Rodbertus als den Fortsetzer oder Vollender der Lehre Ricardos darzustellen. Aber wer das, was der geniale, warmherzige und mit philosophischem Blick die Welt umspannende Rodbertus dem blutlose» Rechenmeister Ricardo entnommen hat. seine Tnuschwerttheorie, für die Hauptsache hält, der begeht nu