vie Zukunft Deutsch-Südwestafrikas
295
Dcutsch-Südwcstafrika vergrößert hat, und wie kostspielig er dadurch geworden ist. Aber diese komplizierte Verwaltung arbeitet in einem menschenleeren Lande. Sie ist reiner Selbstzweck. Sicher haben die bisher aufgewandten großen Opfer dem Reich noch nicht den geringsten Nutzen gebracht.*) Die Thätigkeit der großen Land- und Minengesellschaften ist gleich Null.**) Verhältnismäßig geringfügige Dinge werden in der den Erwerbsgcsellschaften ergebnen Tagespresse zu erfreulichen, das Aufblühen der jungen Kolonie beweisenden Erfolgen aufgebauscht. Wie oft haben wir nicht schon gelesen, daß in der Lüderitzbucht ein Dampflondcnser aufgestellt werden wird und endlich aufgestellt worden ist zur Freude der Zugochsen. I» Spitzkopje hat die Kolonialgesellschaft eine Farm für Viehwirtschaft eingerichtet, eine Viehtränke in Gestalt einer kleinen Stauanlage errichtet und nn vier Stellen mit Erfolg nach Wasser gegraben. In der Nähe von Windhoek hat die Siedlungsgesellschaft eine Mnstcrfarm gegründet. Schon ist eine Anzahl aus Deutschland stammender Schafe, Puten, Hühner nnd Gänse angesiedelt worden, sodaß, wie die Zeitungsberichte melden, „eine erfreuliche Nachzucht zu erwarten steht, die nur bei den Gänsen durch den Tod des Gänserichs mehr als in Frage gestellt ist."
Das Gouvernement beschränkt sich darauf, das Schutzgebiet fast ausschließlich mit eiuem Teile der alljährlich zur Entlassung kommenden Mannschaften der Schutztruppe zu besiedeln, nnd dabei ist nicht einmal ein deutscher Nachwuchs gesichert, denn es ist unmöglich, diese Art Ansiedler mit weißen, geschweige denn deutschen Frauen zu versorgen. Aber dreizehn deutsche Mädchen sind ja schon auf dem Wege nach Swakvpmuud. Freue dich, Neu-Deutschland! Deine Zukunft ist nun gesichert. Im nächsten Jahre werden wir wieder von dergleichen Nachschüben aus Deutschland lesen. Ich sehe schon, das viel ersehnte Maskulinum, den Nachfolger des leider zu früh verstorbnen Gänserichs, in Swakvpmuud landen und dann einsam durch das menschenleere ungeheure Land in der Richtung auf Windhoek zu marschieren in dem erhebenden Bewußtsein seiner großen Mission. Als Nachtrab erscheint dann vielleicht wieder ein Dutzend ehrsamer deutscher Jungfrauen, die Hoffnung der deutschen Reiter unsrer Schutztruppe. Wie viele Jahrhunderte müßte wohl Deutschland warten, wenn in solcher Weise die Besiedlung von Deutsch-Südwestafrika vor sich gehen soll?
Es tragen eben alle Maßnahmen der Gesellschaften und auch der Regie-
*) Zur Zeit betraffen die Kosten der Verwaltung fünfmal soviel als die Einnahmen, und diese Einnahmen setzen sich zum großen Teil aus den Zöllen zusammen, die von den Schutztruppen und Beamten aufgebracht werden.
"*) Das giebt auch der Berichterstatter über den diesjährigen Etat für Südwestafrika im Ausschuß der deutschen Kolvnialgesellschaft, Geheimrat Simon, mit den Worten zu: „Die englischen Gescllschasten hätten für die Entwicklung des Schutzgebiets durchaus noch nichts Erkennbares gethan/' Deutsche Kolonialzeitung 1M0, S, 18,