vom Deutschenhaß 511
Volke! Er selbst läßt sich durch Anfechtungen wenig stören; er geht mit der heitern Sicherheit des Bewußtseins, das Wohl der Nation zu wollen, dem Ziele zu, das ihm in der Ferne winkt, und er wird es erreichen, denn er muß es erreichen. ^
Vom Deutschenhaß
aß sich die Deutschen keiner großen Beliebtheit bei andern Nationen erfreuen, wird wohl allgemein zugegeben werden, und wenn man auch mancherlei Gründe dafür vorbringt, lassen sie sich doch meistens auf das unklare Gefühl zurückführen, das auch im Leben der Einzelnen den Ausschlag für Sympathie uud Antipathie giebt. Wir mögen sie nicht leiden, sagt schon der Süddeutsche von den Deutschen nordwärts von der Mainliuie; aus dem Munde von Bayern, die sich für gute Deutsche und für Politiker halten, kann man vernehmen, sie seien gegen die Verstärkung der deutscheu Seemacht, weil diese wieder nur den Preußen zu gute kommen werde. Was wir an Fremden, z. B. den Engländern, nur zu oft bewundert haben, das rücksichtslos geltend gemachte starke Selbstgefühl, die Anmaßung in der Politik wie im Verkehr, erscheint an Unsers- gleichen unerträglich. Und zum größten Unheil haben wir es trotz aller Aufklärung und aller Verträge noch immer nicht zu wirklicher Verträglichkeit und Duldsamkeit gebracht. Da liegt die Schuld offenkundig auf beiden Seiten; man bekümmert sich viel zu gern um das Seeleuheil der andern, Mißachtuug uud Mißtrauen verstärken immer aufs neue die verhängnisvolle Scheidewand zwischen Katholiken uud Protestanten, und Ungläubige wie Gläubige geben den Fanatikern verschiedner Farben die Gelegenheit, sich in Angelegenheiten, die Sache der Einzelnen sein sollten, verhetzend einzumischen. Von einem Parlamentarischen Minister in Österreich ist das Wort verbreitet worden: Wie sollen wir für einander einstehen, weun wir einander nicht ausstehen können!
Die Ursachen der unfreundlichen Stimmung, der wir so oft bei unsern Nachbarn begegnen, liegen nicht immer so offen auf der Hand. Ein Staatsmann in den Niederlanden, mit dem ich unlängst über die namentlich auch während des deutsch-französischen Krieges zur Schau getragne Abneigung seiner Landsleute gegen Deutschland sprach, erklärte die Holländer für Thoren, die nicht wissen wollen, daß ihr Feind immer Frankreich gewesen ist, daß noch Louis Napoleon dem Könige Wilhelm eine Teilung des mitunter lästigen Belgien nahegelegt hat — eine Lockung, die man im Haag klugerweise nicht