Z78 Anthropologische Fragen
die Hauptmasse bildeil, lassen keinen deutlichen Unterschied erkennen. Das gilt nun auch für jenes Verhältnis, dessen Entdeckung dem Verfasser die Idee zu seinem Buche eingegeben hat. Wir führen deshalb nur die Prozentzahlen für die beiden charakteristischen anthropologischen Klassen an. In Karlsruhe waren mesozephal: eigentliche Städter 33,3, Halbstädter 24,3, Eingewanderte 14,8 Prozent; sür Freiburg lauten die Zahlen: 43,7; 20; 11,2. Der ländliche Durchschnitt, das heißt der Durchschnitt der auf dem Dorfe und in den kleinen Städten wohnenden badischen Bevölkerung, also der Landesdurchschnitt mit Ausschluß der Bevölkerung der vier oder fünf größern Städte, ergiebt
11.7 Prozent Mesozephale. Bei den Hyperbrachyzephalen bemerken wir die umgekehrte Steigerung (wir wollen die Zahlen für Freiburg hinter denen für Karlsruhe einklammern): eigentliche Städter 10,4 (14,8); Halbstädter 17,6 (22,7); Eingewanderte 31,7 (28,3) Prozent; der ländliche Durchschnitt beträgt
33.8 Prozent. Weniger deutlich tritt der Unterschied zwischen Stadt und Land in der Komplexion hervor. Die weiße Haut ist in der Stadt selbstverständlich häufiger als auf dem Lande. Das rührt offenbar von der ver- schiedncn Lebensweise und Bekleidung her, denn es sind nicht bloß Gesicht und Hände, was bei den Landleuten den Einwirkungen der Sonne und der Luft in höherm Grade und längere Zeit ausgesetzt ist als bei den Städtern, und es kann daher auf den anthropologischen Wert dieses Merkmals nicht so viel Gewicht gelegt werden, wie Ammon thut.*) Was die Haare betrifft, so überwiegen sogar die dunkeln in der Stadt mehr als auf dem Lande; bei den eigentlichen Städtern machen sie 62,4, bei den Landlenten nur 55,0 Prozent aus. Von dem, was Ammon über die Augenfarbe sagt, wollen wir ein paar Sätze wörtlich anführen. „Bei den Angen scheint die in den Städten vor sich gehende Auslese eine größere Anhäufung der blauen Augen mit dem zunehmenden Grade der Ansässigkeit herbeizuführen. Die Eingewanderten des jüngsten Jahrgangs haben in Karlsruhe weniger, in Freiburg mehr blaue Augen als der ländliche Durchschnitt. . . . Im allgemeinen stehen die Zahlen der blauen Augen bei
") Wenn Ammon dagegen einwenden wollte, daß zwischen zeitweiliger Bräunung und Bräunung eines Teils einer weißen Haut durch die Sonnenstrahlen und der braunen Dauerfärbuug der ganzen Haut, die ein Nnssenmerkmnl ist, ein himmelweiter Unterschied obwalte, so würden mir erwidern, daß wir das natürlich wissen. Wir überlegen jedoch, daß die dunklern Rassen im allgemeinen die märmern, die Hellern die kühlern Himmelstriche bewohnen, und schließen daraus, daß auch die rnsscnhafte Hautfärbung ursprünglich durch starke Einwirkung der Sonnenstrahlen entstanden ist. Die mancherlei Schattirungcn können vom Boden und von der Nahrung herrühren, denen ja auch die Blumen ihre verschiednen Farben verdanken. Ist einmal ein Dnuer- tuvus vorhanden, so hält er auch eiuem veränderten Klima Stand, aber wahrscheinlich nicht für ewige Zeiten, und die weiße Haut ist, wie die Erfahrung zeigt, nicht in demselben Grade beständig wie die dunkle. Wenn nun das Gesetz der Korrelation nach Weismann bewirkt, daß ein Farbenfleck, der durch eigentümliche Säftennfsaugung auf einem Leibringe einer Raupe entstanden ist, nach und nach auch auf allen übrigen Ringen erscheint, warum soll sich da nicht nach demselben Gesetz die Bräunung von Kopf, Hals, Brust und Gliedern eines im Freien arbeitenden leicht bekleideten Bauern allmählich auf den ganzen Körper ausdehnen?