John Brinckman
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Vieruudsechzigstel bald alle Schiffsparten unter; diese übernimmt ans besondern Wunsch ein andrer früherer Schulkamerad Heuers, der Agent Möpper, der seinen Freuud mit der Zahlung allerdings dauernd im Stich läßt und ihn schließlich veranlaßt, die immer noch fehlenden 800 Thaler auf halbjährlichen Wechsel bei einem weißen Juden, dem Hvfrat Brümmer, zu entleihen. Als der letzte Zahlungstermin herankommt, ist Möpper verschwunden, nnd Martin befindet sich in der größten Verlegenheit: das Schiff soll in zwei Tagen unter den Hammer kommen. Da greift Davids Generalreeder ein nnd führt dem verzweifelt auf seiner fertigen Brigg herumwandernden wie von ungefähr den wohlhabenden Neiferältesten Bahl zu, dem es aus bestimmten Gründen ein ganz besondres Vergnügen macht, die hinterlistigen Pläne des wucherischen Hofrats zu durchkreuzen. Sechzehn Jahre später spürt Heuer iu London noch einmal das Wirken des Generalreeders. Unmittelbar vor seiner Abfahrt stürzt sich eines Abends ein Mann auf sein Schiff uud springt von dort aus ins Wasser; sein Leichnam wird am nächsten Tage hinten an einem heransgetretnen Spiker (dicken Nagel) hängend gefunden: es ist der tote Gustav Schwank. Gleichzeitig wird aber auch ein größerer Schaden am Ruder festgestellt und ausgebessert. Wäre das nicht geschehen, so würde die Brigg auf der ganz besonders stürmischen Heimfahrt elend zu Grunde gegangen sei». Ein ähnliches Ende wie Schwank findet Möpper, der — wie Brinckman sagt — zuerst den Hochmut und die Dummheit und schließlich den Rum zu seinem Generalreeder gemacht hat: er stirbt als Straßenkehrer. Den Halsabschneider und Hofrat Brümmer, dessen Generalreeder zeitlebens der Mammon gewesen ist, krümmt die Gicht in schrecklicher Weise zusammen.
Dieser Schluß zeigt aufs deutlichste die Tendenz der ganzen Erzählung, in der sich gnt uud böse scharf gegenüber stehen: der Brave wird belohnt, der Schlechte oder Leichtsinnige bestraft. Der Gedanke ist ja nicht ganz neu, wird aber auf eine gute Charakteristik gegründet und dann dem Hauptgedanken und Leitmotiv des Generalreeders untergeordnet. Ergreifend ist es, daß diese Idee dem Kopf eines Geisteskranken entsprungen ist, schön dann aber auch ihre Nutzanwendung auf menschliche Verhältnisse und die Durchführung bis ins einzelste. Wir haben hier wieder eine vortreffliche Komposition, ähnlich wie in „Höger up," ja eigentlich ist im „Generalreeder" die Gliederung noch feiner uud geschlossener, denn daß einzelne Szenen und Charaktere etwas breiter und stärker herausgearbeitet sind, thut dem ganzen keinen Eintrag; ich verweise namentlich auf die Szenen bei Maßfelt, im Kopenhcigner Tiergarten und in der schwedischen Konditorei, bei denen der Dichter anch ihrer Fremdartigkeit wegen gern länger zu verweilen scheint. Eingehend sind auch die Charaktere Schmants, Möppers nnd besonders Brümmers behandelt. Diesen höchst zwcisel- hasten Menschen hat Brinckman in mehreren längern Reden mit großer Lebenswahrheit gezeichnet nnd ihn ähnlich charakterisirt wie Reuter in seiner Stromtid den Advokaten Slus'uhr. In den paar Auftritten, in denen Brümmer eine Rolle spielt, liegt denn auch ein gewisser Hnmor, wenn von einem solchen im „Generalreeder" überhaupt die Rede sein kann, und eine gewisse Komik, eine Komik, die auf der eigentümlichen Redeweise des Hofrats und seiner schließ- lichen Enttäuschung beruht: dat Brüden geiht um, ungefährlicher allerdings als in Voß und Swinegel. Sonst ist die ganze Erzählung, abgesehen von Kleinigkeiten, durchaus erust gehalten, wie es schon das Thema fast bedingt. Das ist auch kein Fehler. Eher füllt auf, daß die Geschichte etwas