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Japanische Staatspolitik und deutsche Parteipolitik
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Japanische Staatspolitik und deutsche Parteipolitik

an kann kaum eine verständigere Beurteilung des japanischen Ausdehnungsstrebens und seiner Gründe erhalten, als sie ein Brief des Kontreadmirals der nordamerikanischen Marine, Belknap, an eine Zeitschrift in Massachusetts enthalt, den auch das II. 8. ^.rin^ » ^»urn^l abdruckt. Der Admiral, der ein Kenner Japans und des Stillen Ozeans ist, beginnt seinen Brief mit der Mitteilung, daß bei den englischen Jubiläumsfeierlichkeiten ein Engländer den Chef des Stabes des amerikanischen Admirals gefragt habe, was die Ver­einigten Staaten angesichts der Kriegsrüstnngen Japans zu thun gedächten, deren Spitze doch wohl zunächst gegen Nordamerika gerichtet sei. Er bemerkt dazn, daß allerdings genügend Grund dazu vorhanden sei, Japans Maßnahmen aufmerksam zu beobachten, und führt dann in seinem Briefe fort:

Wir wissen, daß Japan gegen die Absicht unsers Vorgehens wegen Hawaii scharf vrotestirte; aber warum?' Weil es etwa sürchtet, daß seine Unterthanen einige von den Rechten verlieren könnten, die sie jetzt in Hawaii haben? O nein! Der wahre Grund ist, daß Japan in seinem Streben, zu kolonisiren, gehofft hatte, diese Jnwclen unter den Inseln des Stillen Ozeans einst unter den Falten seiner eignen Flagge zu bergen.

Japan ist ehrgeizig, seine Staatsmänner stehen niemandem an Takt, Ge- schicklichkeit und weitsichtiger Diplomatie nach; es wünscht eine Kolonialmacht und eine auf alle Weltereignisse einflußreiche See- und Handelsmncht zu werden. Eng­land ist sein Vorbild für koloniale Ausdehnung und Verfolgung seiner Handels­politik. Schon hat sich Japan des an Mineralien, Holz und Rohprodukten reichen Fvrmosas bemächtigt. Seine Geheimarchive wissen davon zu erzählen, daß es schon längst auf die spanischen Philippinen nnd Karolinen ein Auge geworfen hat; und wenn man schließlich bedenkt, daß es bei beschränkten Landesgrenzen mit einer schnellen Bevölkerungszunahme rechnen muß, so kann man den Wuusch Japans, sich kolonial auszudehnen, nur verständig und löblich finden.

Grenzboten IV 1897 , , , 14 . , ,