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Die Memoiren von Paul Barras :
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Die Memoiren von Paul Barras

eignen Erstaunen zum Kommandirenden in Italien ernannt. Aber man weiß, daß er, wenn auch nicht zu alt, doch kaum kriegstüchtig ist. Bald wird das Unglück größer. Vernadotte wird Kriegsminister und organisirt den Krieg in Italien von der Landkarte aus zur Bewunderung des Direktoriums, und er hat auch Erfolge. Für die Niederlagen aber büßt das ganze Ministerium, das zurücktreten muß, auch Talleyrand. Dieser ist entsetzlich mißliebig, er klammert sich an Barras, aber der kann ihn nicht halten. Als Platzhalter tritt auf kurze Zeit der Schwabe Reinhard ein. Barras behauptet, gewußt zu haben, daß Talleyrand wiederkommen werde. Nun meldet sich auch der Barras längst bekannte einfältige Ganner Fouchü wieder an und möchte diesmal Polizeiminister werden, und er wird es. Aber wie und warum? Man höre. Fouchö als alter Revolutionär behauptet Verbindungen mit den patriotischen Generalen Jonbert, Vrune und Championnet zu haben, die für Talleyrand von Wichtigkeit sind. Dieser, der selbst aus dem Ministerium verjagt worden ist, weil er sich Bestechungen, die nach Millionen berechnet werden, hat zu schulden kommen lassen, wirft sich zum Protektor Fouchvs auf und setzt dem Direktor Siöyes, der immer Argwohn hat, folgendes ins Ohr: Wenn die Jakobiner so frech gegen uns sind wie jetzt, kann sie nnr ein Mann treffen, der sie so aus der Nähe kennt wie Fouchs! Und er wird Minister gegen eine Stimme, die aber nicht die von Barras ist. Trotzdem macht sich dieser über den Vorgang lustig. So ist diese Gesellschaft!

Draußen geht das Unglück weiter. Joubert fällt bei Novi. In Ägypten ist alles verloren. Bernadvtte leistet im Ministerium bewundernswertes. Bonapartes Brüder machen ihm den Hof. Sivyes regt an, ob man Bonaparte zurückrufen solle. Bernadvtte sagt ihm offen, das heiße, einen Diktator ein­laden, die Herrschaft zn übernehmen. Aber Vonaparte war plötzlich da, ohne Einladung, im Oktober 1799, und die Diktatur sollte sich bald genug dazu einfinden. Die Stellung des Hauptgcgners Barras war schon vorher stark erschüttert. Er behauptet, von Siöyes verdächtigt worden zu sein, weil er die Jakobiner nicht haßte, von Talleyrand und Foucho, weil er den Aristokraten und Noyalisten nicht an den Kragen gewollt habe und in Bezug ans Emi­grantengesetz, Deportation und eidweigernde Priester menschlich und milde ge­wesen sei. Außerdem aber stand er in dem Verdacht, sich den Bourbonen nähern zu wollen, und daß er mit Ludwig XVIII. in Unterhandlung stand, wnßte man sogar. Für ihn selbst hat begreiflicherweise diese Frage eine große Bedeutung, und er behandelt sie mit entsprechender Ausführlichkeit. Er stellt seine Maßregeln so hin, als hätte er dadurch die Möglichkeit erreichen wollen, ein royalistisches Komplott innerhalb der Grenzen Frankreichs zu bewältigen. Er wollte auch jedenfalls eine Farbe gegen die andre ausspielen. Daß er aber jemals Rohalist Hütte werden können, ist bei allem, was wir von ihm wissen, ausgeschlossen. Aber seine Gegner sagten es, und das schwächte natürlich