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Die Memoiren von Paul Barras
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Die Memoiren von Panl Barras

gegessen), er eilt in den Konvent, niemand weiß etwas, der Saal füllt sich, Samt Just besteigt die Tribüne, verliest eine ungeheuerliche Anklageschrift gegen Danton als Haupt der Verschwörung Orleans und der Partei der Nachsichtigen. Und darauf wird er und die mit ihm Verhafteten vom Konvent einstimmig, wie die Historiker sagen, in Anklagestand versetzt. Keiner seiner Freunde, auf die er gerechnet hatte, steht für ihn auf, auch uicht vor dem Nevolutionstribunal, von wo er zum Schafott geführt wurde auch Barras nicht, der ihu bewundert und seinen Löwenmut preist. Er erzählt uns seine letzten Äußerungen, darunter weniger bekannte. Seine Todesgefährten wollen ihn zum Abschied küsse». Dem Henker, der das zu hindern sucht, sagt Dautvu, der zuletzt daran­kommen soll:Du bist ja grausamer als der Tod; du wirst nicht hindern können, daß sich unsre Köpfe im Sack unten küssen," und ganz zuletzt:Du mußt dem Volke meinen Kopf zeigen, er ist des Anschauens wert."

Zur Zeit des Justizmordes an Danton, dem viele andre vorangingen und viele folgten, stand der Konvent unter der Herrschaft der Ausschüsse (der Wohl­fahrt, der öffentlichen Sicherheit usw.); die Übertragung der Vollmachten kam ihm teuer zu stehen. Nobespierre war allmächtig und kannte keine Mäßigung mehr, er ließ z. B. ein Gesetz durchbriugen, wonach die Angeklagten vor dein Revolutioustribnnal keine Verteidiger mehr haben durften. Der Konvent war über alles derartige entrüstet, aber er wagte keinen Widerstand. Jetzt tritt Barras in seine Rolle als Stürzer Nobespierres ein. Er hält sich vorsichtig zurück und beobachtet, wie sich Nobespierre mit dem Wohlfahrtsausschuß eut- zweit, aber jeder Annäherung von andrer Seite ausweicht, sich in Schweigen hüllt und derselbe furchtbare Mann bleibt. Was nun folgt bis zum 9. Ther- midvr (27. Juli), ist aus der Geschichte bekannt als der Sieg der Thermidv- risten über die Schreckensherrschaft nnter Nobespierre, die fünfzehn Monate gedauert hatte. Barras, der hier die handelnde Person ist, bringt manches neue. Foucho, der llltrarevolntivucir uud Genosse Nobespierres, der spätere Pvlizeiminister und Herzog von Otranto, war von den Jakobinern ausgestoßen und ließ sich jetzt von Barras und den andern Gegnern Nobespierres als Spion benutzen. Nobespierre hatte ihn vernichtet, darum mußte er Nobes­pierre unschädlich machen, aber zum Handeln fehlte ihm der Mut, er trug nur Nachrichten herum. Barras erzählt den Angriff auf Nobespierre im Konvent: er hätte leicht mißlingen können, aber der Angegriffne verliert alle Fassung, und da ist es um ihn geschehen. Die Gegner sind ihrer Sache durchaus nicht sicher, bis endlich der Gefürchtete mit seinen Gefährten anfs Schafott gebracht ist. Auf Barras Veraulassung muß der Karren an Nobespierres Wvhnnng vorbeifahren, weil Danton dort auf seinem letzten Wege ausgerufen hat, der Bewohner des Hauses würde ihm bald nachfolgen. Barras überwacht alles, der Konvent hat ihm Vollmacht gegeben, es ist größte Eile nötig. Wie leicht kann das Volk den gefährlichen Mann, der, nach der ersten Verhaftung wieder