250
Die Abschaffung des Adels
den Lappen und andern: Jagdgerät weg und bmmcirbasirte gauz gegen seine sonstige Gewohnheit, daß er ein Alttier von seltner Stärke gestreckt habe. Der berühmte Huudezüchter, Baron von Zwingerburg, holte eine Nebelkrähe herunter und cmimirte seinen Hund, sie zu apportiren. Dieser auf zweiundfünfzig Preissuchen Prämiirte, in jeder Beziehuug firnie stichelhaarige Gebrauchshund war natürlich der Ansicht, daß es unter der Würde eines deutsch-englischen Vorstehhundes von eingeschriebneu Elteru sei, ein so wenig jagdbares Federwild zu apportiren, worüber sein Herr, in der Überzeugung, daß ein einziges Versagen des eigenhändig von ihm abgeführten Hundes ihu um sein ganzes Renommee als Hnndczüchter bringen könnte, in eine solche Wut geriet, daß er den auf seinem kynologischen Standpunkt verharrenden Huud einfach totschoß. Treiber wurden in den folgenden Treiben so viel cmgekräpelt, daß das von dein Jagdgeber zu unterhaltende Schullokal zu einer Art von Reservelazarctt eingerichtet werden mußte. Die Schuljugend von Rabenstein war also der tortius Aliuclvns in der ganzen Sache. Denn die Arbeiterbevölkerung des Orts, zu denen der Volkswvhlfahrtsantrag der national-sozialen Genossen ebenfalls durchgesickert war, konnten selbst von dem aus Königsberg mit einer Vereinskasse im Betrage von 7 Mark 37 Pfennige» durchgebrannten waschecht sozialen und politisch geschulten Maurergesellen Quaddel, der hier ein Weltverlornes und pvlizeisichres Asyl gefunden hatte, nicht überzeugt werden, daß der national-soziale Erfurter Antrag für ihr Wohl und Wehe irgend welche Folgen haben könnte.
Auch an der vierten (hier der Vollständigkeit wegen zu erwähnenden) Adels- grnppe, die man als die anonyme bezeichnen könnte, ging die Erscheinung des jakobiuisch-girondistischeu Gespenstes vorüber, ohne einen besondern Eindruck zu hinterlassen. Der ergebenst unterzeichnete Verfasser dieser Zeilen hat sich als Mitglied dieser Gruppe sofort mit den hervorragendsten Standesgenossen Deutschlands und Österreichs in Verbindung gesetzt, „um ein gemeinsames Vorgehen betreffs der schwebenden Angelegenheit in die Wege zu leiten."
Am schnellsten ist, soweit sich die Sache nach den bisher vorliegenden Depeschen und Korrespondenzkarten übersehen läßt, das leichtlebige Völkchen der jüngstdeutschen Lyriker über die Beklemmungen, in die doch ohne Zweifel alle Inhaber irgend eines Adelstitels versetzt worden sind, hinweggekommen. Wenigstens sind drei, die erotischen Dichter Balduin von der Börde, Waldemar von der Weser und Hngv von der Liebelose fast übereinstimmend der Ansicht, daß sie die Sache nicht unmittelbar angehe, da sie, schon um deu Literarhistorikern keine Veranlassung zu Verwechslungen zu geben, ihren adlichen uom äs xuerrs nicht zu vererben gedächten. Adolar von Stintenheim antwortet mit einer schwungvollen Ode, die die Menschen- rechte im ganzen, die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (und leider auch, seiner Richtung getreu, die Widerlichkeit) ini besondern feiert uud die Geistesthat der Antragsteller verherrlicht. Er schließt seine Ode unter Anlehnung an Goethe mit den schwungvollen Worten:
Die Welt kann ja durch so was nur gewinnen, Drum hindre nicht den Seidenwurm nm Spinnen!
Der lyrische Dichter Elimar von der Persante meiut, es werde sich empfehlen, daß man durch fleißiges Andichten nnd begeistertes Beräucheru der Antragsteller ein etwa drohendes, auch unsre Adelsgruppe fassendes Amendemeut zu verhüten suche. Bei der notorischen Eitelkeit der meisten Volksbeglücker, meint er, könne man sich davon immerhin etwas Erkleckliches versprechen. Hervorragende moderne Träger der Gedankenlyrik dagegen, wie Caspar von der Nhön (junior) und Ott- heiurich von Schilda, fiud weuiger geneigt, die Sache so rosig anzuseheu; der letztere