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Manöverbetrachtungen
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Manöverbetrachtungen

lle Welt hatte sich von den diesjährigen Kaisermanövern ganz besondre Überraschungen erwartet. Die verschiedensten neuen Erfindungen sollten erprobt werden, mit Maximgeschützen, elek­trischen Scheinwerfern und fahrbaren Panzertürmeu wollte man Versuche anstellen, und in nächtlichen Unternehmungen bei schwie­rigen Geländeverhältnissen nie dagewesenes leisten. Aus all den schönen Plänen, die in der heißen Zeit erfindungsreichen Reportern einen sehr dank­baren Gegenstand boten, ist nichts geworden; keine von den verheißungsvollen Prophezeiungen ist in Erfüllung gegangen, und die großen Manöver sind so nüchtern, ja langweilig verlaufen, wie nie zuvor. Nicht einmal die Schaulust der Schlachtenbummler fand ihre Befriedigung, denn der fürstlichen Gäste waren, nachdem der Zar abgereift war, nur wenige, die fremden Offiziere wechselten selten den Platz, und wer auf große Kavallerieangriffe oder den Sturm einer befestigten Feldstellung seine Hoffnung gesetzt hatte, war arg enttäuscht. Für die Truppe dagegen, besonders die höhern Führer, haben die Kaisertage eine Fülle von Anregung und Belehrung geboten und aufs neue den Beweis geliefert, wie schwierig sich die nach Zeit und Ort sachgemäße Verwendung größerer Truppeumasfen im Felde erweist, wie wichtig es ist, schon im Frieden den Führer wie die Truppe darin zu üben.

Die Anlage der Manöver war uugemein einfach und klar. Nach der Generalidee war eine Wcftarmee durch eine Ostarmee in Breslau eingeschlossen, und zu deren Entsatz wurden Truppen in Sachsen und der Mark zusammen­gezogen. Die Ostarmeeabteilnng fünftes und sechstes Armeekorps und Kavalleriedivision ^ unter dem Oberbefehl des Grafen Waldersee diente zur Deckung der Einschließung von Breslau und hatte den Auftrag, zunächst den in Sachsen auftretenden Feind zurückzuwerfen, dann aber sich gegen den etwas später aus der Mark zu erwartenden Gegner zu wenden, der bis dahin nur durch kleinere Abteilungen beobachtet werden konnte. Vom Feinde war bekannt, daß eine Division am 5. September bei Riesa die Elbe überschritten hatte, und daß eine andre für den 7. September in Dresden erwartet wurde. Stärkere Kavallerie sollte den Divisionen um etwa zwei Tagemürsche in der Richtung auf Gvrlitz voraus sein, und als Sammelplatz der feindlichen Truppen