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Leipziger Pasquillanten des achtzehnten Jahrhunderts
Geldmarktes ausübt, in der Richtung verwendet, daß er mit allen Mitteln ein Herabgehen des Zinsfußes anstrebt.
Es erscheint demnach vom politischen, vom volkswirtschaftlichen wie vom sozialen Standpunkt aus nicht berechtigt, auf eine Steigung des Zinsfußes über seine durch den Stand der Volkswirtschaft geforderte Höhe hinzuwirken. Vielmehr kann in der Angelegenheit der Konvertirung, auch wenn man ganz absieht von dem, was mit den ersparten Zinsen für die allgemeine Wohlfahrt geleistet werden könnte, allein die Frage entscheidend sein, ob sie durchführbar ist, mit andern Worten, welcher Zinsfuß dem augenblicklichen Stande der Volkswirtschaft entspricht. Ist aber die Konvertirung durchführbar, so muß sie ausgeführt werden, ohne Rücksicht auf die Einbußen, die Rentner, Witwen, Waisen und milde Stiftungen erleiden. Die Zahl der eigentlichen Rentner, die von ihren Zinsen leben, ist gering, die meisten sind zugleich Unternehmer, Beamte, Arbeiter, und diese gewinnen durch eine allgemeine Erniedrigung des Zinsfußes auf der einen Seite mehr, als sie auf der andern verlieren. Die reinen Rentner aber, Witwen und Waisen, die von den Zinsen ihres Kapitals leben müssen, tragen auch nicht den ganzen Zinsverlust, da sie in den verbilligten Lebensbedürfnissen teilweise Ersatz finden; im übrigen rollt das Rad der wirtschaftlichen Entwicklung grausam über sie hinweg, auch trotz des Eingreifens der öffentlichen Gewalt zu ihren Gunsten, und eine viel größere Zahl von Witwen und Waisen, alle die. die auch den verkleinerten Zinsgenuß nicht haben, sind noch in weit schlimmerer Lage. Die milden Stiftungen endlich können sich um so eher mit einer Schmälerung ihrer Einnahmen zufrieden geben, als ja der Umfang ihrer Aufgaben um so kleiner wird, je mehr sich der allgemeine Wohlstand hebt. Die milden Stiftungen selbst mögen durch das Sinken des Zinsfußes geschädigt werden, ihre Ziele werden dadurch gefördert, x. x.
Leipziger pasquillanten des achtzehnten Jahrhunderts
(Fortsetzung)
ähreud der Streit zwischen Rat und Universität noch schwebte, wurde Röper in eine neue Untersnchung verwickelt. Am 14. November 1788 wurde bei der Bücherkommission angezeigt, daß „ein Academicus uud Antiquar" namens Kantner, der seinen Stand in einer Hausflur auf der Petersstraße habe, eine „Sccir- tecke" verkaufe, die nicht geduldet werden könne. Das Buch hieß: Porträts nach dem Leben gezeichnet. Erster Band. Berlin und Leipzig, 1789. Auf