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Die Macht des Unvernünftigen
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Die Macht des Unvernünftigen

Richtung ist namentlich in den letzten Jahren stark gearbeitet worden, und dadurch ist die agrarische Agitation viel schärfer und gehässiger geworden. Zwar wurde auch in der Zeit schon, wo die Schutzzollbestrebungen auf ihrer Höhe standen, die Berufsfeiudschaft als ein Mittel zur Rechtfertigung dieser Bestrebungen be­trachtet. Mau suchte die Schuld der Brotverteuerung von den Schutzzöllncrn auf die Bäcker abzulenken. Aber die Anzapfungen der Bäcker waren doch harmlos im Vergleich mit den heutigen unsinnigen Anfeindungen des Handelsstandes. Und es ist interessant, zu beobachten, wie die Agrarier allmählich in ihren Be­hauptungen immer dreister geworden sind und sich nicht mehr scheuen, nicht allein mit den Grundsätzen des heutigen Wirtschaftslebens, sondern auch mit der ge­sunden Vernunft in Widerspruch zu geraten. Dies hängt mit der ganzen Art ihrer Agitation zusammen. Wer dem Volke goldne Berge verspricht, wer eine glän­zende Aufbesserung der wirtschaftlichen Lage in Aussicht stellt, wie sie unter heutigen Verhältnissen nicht denkbar und durch gesetzgeberische Maßnahmen nicht zu erreichen ist, der muß auch durch Erregung abergläubischer Vorstel­lungen zu wirken suchen. Er muß den Glauben an eine ganz besondre von den Verhältnissen des Weltmarktes unabhängige Kraft der Gesetzgebung wecken; zn diesem Zweck müssen auch irrtümliche Vorstellungen von dem Zusammenhange des wirtschaftlichen Getriebes und von der Preisbildung gepflegt werden. Wenn alles Heil von hohen Getreidepreisen kommen soll, so muß die Gesetzgebung in dieser Richtung ihre Macht geltend machen. Aber nur wenn die Börse thatsächlich die Fähigkeit hat, die Gctreidepresse zumachen," hat es einen Sinn, diese Macht auf den Staat oder auf eine Genossenschaft von Großgrundbesitzern übertragen zu wollen, damit das Zaubermittel der Preisbeherrschung einer dem Getreidebauer feindlichen Gewalt entrissen und einer ihm wohlwollend gesinnten zur Verfügung gestellt werde. Darum die Überschätzung der Wir­kungen aller Spekulation, daher der Wahn, daß man nur mit einer gehörigen Kapitalkraft eineHansse" zu machen brauche, um dauernd die Preise festzu­halten, daher der Vorschlag, daß man eine gewisse Zeit große Getreidevorräte in Niesenspeicher legen solle, um dann bei einem künstlich bewirkten Getreide­mangel beliebig hohe Preise vorschreiben zu können. Daher die Anklagen der Unfähigkeit oder Bosheit gegen den Handel, der das von ihm gewünschte Kunststück nicht machen kann oder will.

Die Agrarpartei hat, wie gesagt, ihre wissenschaftlichen Größen, die mit großen: Aufwand von Scharfsinn diese verworrenen Vorstellungen in ein System gebracht und zu begründen gesucht haben. Der Name Kcmitz ist in aller Munde; Herr v. Graß-Klanin, dessen Name weniger bekannt sein mag, hat doch Vedeutuug als der Urheber des samosen, nun zum Gesetz gewordnen Getreidespeichervorschlags. Besondre Erwähnnng verdient aber ein Mann, der in neuerer Zeit zur Bereicherung des agrarischen Programms in der be­zeichneten Richtung wesentlich beigetragen hat, der Privatdvzent Dr. Ruhland.