456
Die Homerische Frage
So berühren sich zuletzt unsre beiden Vorschläge, deutsche Universitäten, die deutsches Licht in das finstre Polentum ausstrahlen sollen, und ein neuer deutscher Orden, der seine Ordensritter nicht mit Dekorationen behängt, sondern sie innerlich durchglüht mit Begeisterung für das Deutschtum, nach dem Worte des Dichters aus den Freiheitskriegen:
Da sprach der Herr im Donner der Schlacht: Das deutsche Volk hat es gut gemacht. Drum wird, solange die Welten stehn, Das deutsche Volk nicht untergehn.
Laßt diesen neuen deutschen Orden das berühmte Wort Bismarcks vom 6. Februar 1888 als Wahlspruch annehmen: „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt." Als Wappen aber nehme der Orden an: das Bild des deutschen Erzengels Michael. In diesem Wappen und Wappenspruch vereinigt sich uralter mystischer Glanz mit moderner thatenfreudiger Kraft.
Die Homerische Frage
von L. Rothe (in Friedenau) (Schluß)
lle diese Erwägungen reichen aus, Wolfs Einwendungen gegen die Einheit der homerischen Gedichte zu entkräften. Aber damit ist die schwierige Frage nach ihrem Ursprünge noch nicht erledigt. Denn es ist nicht bloß, wie es Knötel, Jäger und Grimm thun, der Inhalt zu berücksichtigen, sondern auch die Form. Die homerischen Gedichte sind in einer ganz eigentümlichen Sprache überliefert, die in der Hauptsache das Gepräge des ionischen Dialekts trägt, daneben aber noch reichlich Spuren andrer Dialekte (des üolischen und attischen) zeigt. Hierzu kommt noch eine andre Eigentümlichkeit: die ungewöhnlich häufige Wiederholung ganzer Verse oder Versteile, ja langer Versreihen. Wie weit diese Wiederholungen gehen, zeigt die Thatsache, daß nicht weniger als 1804 Verse zusammen 4730mal vorkommen; ja wenn man von geringfügigen Änderungen absieht, so sind es 2118, die 5612mal erscheinen. „Rechnet man zu diese» noch die, die sich in ihren beiden Hälften oder in ihren einzelnen Teilen wiederholen, so beträgt die Zahl 9253 (It. 5605. Od. 3648) fast genau