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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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nun zu der Erklärung gezwungen, daß er die Ware nicht abnehmen könne. Das von dem inländischen'Spekulanten in Berlin usw. gekaufte Getreide wird also nicht ^genommen, das Lager wird immer größer, darum infolge dessen dort auch der -Markt, und die Preise sinken. Der Rückgang der Preise au deu Terminbörsen bewirkt natürlich erst recht eine Erlahmung des Effektivgeschäfts im Jnlonde, und so entsteht nach und nach eine allgemeine Entmutigung, jeder sucht seine Vorräte und Abschlüsse zu verkaufen, und so kommt es, daß statt der bei Beginn der Be- wegnug gehofften andauernden Steigung der Preise ein ganz unerwartetes und auch häufig uuuatürliches Sinken eintritt. Nachdem dieser Rückgang längere Zeit gedauert hat, beruhigt sich schließlich die Stimmung wieder, die Preise sind in­zwischen aber gewöhnlich so weit gefnnken, daß sie noch niedriger sind als zu Be­ginn der Bewegung. Dann findet sich meist bald wieder ein andrer Grund, der aufs neue die Meinung erweckt, daß eine Steigerung berechtigt sei, wieder beginnen die Käufe und die Haussespekulation, die aber stets das richtige Maß überschreiten und in derselben Weise, wie schon beschrieben, verlaufen. Die Terminbörsen machen bei diesen Vorgängen ein nm so besseres Geschäft, da sie schon wissen, daß die vom Jnlande auf Termin gekauftcu Ware» iu der Regel doch uicht abgeuommeu werden. Sie decken sich also nur zum Teil für die an das Inland gemachten Verkaufe, aber doch immer noch so reichlich, daß die Lager beim Herannahen der Schlußtermine gut gefüllt sind uud durch die Nichtabnahme der Ware ein Preis­druck herbeigeführt wird, brauchen dann also für die nicht gedeckten Vorschlüsse vom Inländer einfach die Differenz einznkassircn.

Sind also die Preise einmal niedrig, so können sie so leicht nicht wieder wesentlich steigen. Umgekehrt, sind die Preise erst einmal hoch, uud die Mehrzahl der inländischen Interessenten rechnet auf einen Rückgang, so Pflegen sie sich erst recht auf der Höhe zu halten. Dann verkauft das Juland an den Terminbörsen, die Börsen kaufen infolge dessen kein Getreide vom Auslande, die Lager bleiben klein, weil der inländische Baissier das auf Termin verkaufte Getreide uicht liefert, sondern immer uur bei dem gehvffleu Rückgange die Differenz einziehen will, nnd so können die Terminbörsen, weil die Lager unerwartet klein bleiben uud uicht drücken, die Preise hoch halteu und bei geringen Ursachen zuviel Regen, zuviel Frost, die bei billigem Preisstand nud großen Lagern nur wenig zur Steige­rung beitragen, bedeutend in die Höhe schrauben, so in den Jahren 1889, 90, 91. In deu Jahreu 1889 und 1890 war das Inland überwiegend ^ l-i v-risso engagirt, was znr Folge hatte, daß sich die Preise hochhielten. Auch im Jahre 1891 war bis zum Juli und August hin das Inland K 1a, v-usso engagirt. Es waren also bis dahin noch fortwährend große Verkäufe auf spätere Termine gemacht. Nun hielt aber das im Juui eingetretne Ncgeuwctter uuunterbrochen bis gegen Ende August au, uud zwar so, daß es aussah, als ob die Ernte vou ganz Europa ver­nichtet wäre. Dazn knin, das; Rußland sein Ansfnhrverbot erließ. Die Preise stiegen gewaltig. Hierdurch eingeschüchtert, wurden nach und nach die Bnisseengagemeuts gelöst, es brach sich immer mehr die Ansicht Bahn, daß an einen Rückgang nicht mehr zu deute» sei. Darauf fiug das Inland an, für 1892 an den Termin­börsen zu kaufen, außerdem wurde« starke Käufe vou wirklicher Ware für 1392 vom Konsum, vou deu Häudleru, den Müllern und Bäckern gemacht, derartig, daß sich jeder hinlänglich bis zur nächsten Ernte gedeckt glaubte, und nun kam, weil alle Welt versorgt war, nach und nach eine Stockung, sodnß schou im Oktober, November und Dezember 1891 die Preise ansingen zn schwanken und vou Beginn des Jahres 1392 an verhältnismäßig schnell und stark fielen. Das Inland war also wieder