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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

indem er auf Termine cm den Terminbörsen in Berlin, Wien usw. einkaust oder spekulirt. Da sich nun diese Bewegung gewöhnlich ans weite Kreise, sei es über einen gauzen Staat oder über mehrere Staaten, ja nach und nach über den größten Teil der Welt erstreckt, so entsteht überall eine lebhafte Nachfrage und dadurch eine Steigerung. Diese Steigerung hält aber nur so lange au, bis sich der größte Teil der Händler, Müller, Bäcker usw. für längere Zeit gedeckt glaubt und nun darauf rechnet, daß die Steigernng anhalte, um dann den Gewinn einzustecken. Dazu kommt, daß der größte Teil dieser Interessenten gewöhnlich seinen Bedarf überschätzt oder in der Absicht, einen größern Gewinn zu erzielen, zuviel kauft. Sobald nuu jeder oder die große Masse gut und reichlich versorgt zu sein glaubt, entsteht eine Stockung in den Einkäufen, der dann auch gewöhnlich ein Rückgang in den Preisen folgt. Der Importeur, der sich durch die starken Käufe des In­landes veranlaßt gesehen hat, im Ausland entsprechende Deckungen vorzunehmen, und vielfach durch den anscheinend großen Bedarf getäuscht ebenfalls über Bedarf gekauft hat, muß nun die vom Auslande gekauften Waren annehmen, die Mühlen und die Händler im Jnlcmde müssen ihm wieder abnehmen usw. Der Lcmdmcmn, der während der steigenden Periode erst recht nicht verkauft, sondern immer noch auf einen höhern Ertrag für sein Korn gerechnet hat, sieht nun bei dem beginnenden Rückgange der Preise und der durch das Ausland bewirkten Deckung des Bedarfs, daß er sich geirrt hat, nnd möchte gern noch zu möglichst hohen Preisen losschlagen. Von alle» Seiteu bringen die Bauern ihr-überflüssiges Getreide auf die Märkte, und es zeigt sich plötzlich eine Überfttllung sondergleichen. Bei dem Rückgange kauft natürlich niemand gern, andrerseits suchen sich die meisten Inhaber nach Mög­lichkeit von ihren Vorräten wieder frei zn machen, sehr vielen fehlen auch die Mittel, die auf Meinung gekauften Waren abzunehmen oder bis zn einer Erholung der Preise liegen zu lassen, sie müssen d, Wut xrix verkaufen, und so entstehen statt der früher gehofften Gewiuue bedeutende Verluste.

Die Preisbewegung an den Terminbörsen hat natürlich inzwischen denselben Weg genommen. Dort sieht das Bild etwa wie folgt aus. Wie schon gesagt, kaufen sehr viele inländische Händler, Mühlen uud auch Landleute usw. in der Meinung, daß bei billigen Preisen und anscheinend knappen Vorräten eine Steige­rung nuausbleiblich sei, an den Terminbörsen einfach nnf Spekulation. Indem nun das Julcmd, das überwiegend bei solcher Sachlage die gleiche Ansicht entwickelt, in Berlin usw. auf Termin kauft, entsteht natürlich auch hier die Meinung, daß der Bedarf im Jnlcmde groß sein müsse, und die Verkäufer in Berlin usw. halten infolge dessen zurück, sie geben nur zu höheru Preisen ab und decken sich dafür durch Käufe in wirklicher Ware im Auslande. Die Preise steigen infolge der vom Jnlcmde bewirkten Spekulationskäufe die weit überwiegend in der verschwiegnen Absicht gemacht werden, nicht etwa die gekauften Waren bei Fälligkeit des Termins abzunehmen, sondern nachdem die Preise genügend gestiegen sein werden, zurückzn- verkcmfen und die somit mühelos erworbne Differenz einzuheimsen eine Zeit lang weiter, bis sich die Spekulation mehr und mehr beruhigt. Nnn kommt der Termin heran, wo die Abschlüsse fällig werden. Die Verkäufer in Berlin haben inzwischen die Waren vom Auslande erhalten und bieten sie dem Käufer au. Ein Käufer, der während der fortschreitenden Steigerung seinen Speknlationskcmf nicht schon zurückverkauft hat, soll jetzt die Ware abnehmen. Da er aber von Haus aus nicht beabsichtigt hatte, die Ware abzuuehmeu, sondern nur die Differenz ein­zuheimsen, der Börsenplatz auch oft vou seinem Wohnorte weit abliegt, sodaß sich bei Abnahme das Getreide durch die Fracht sehr verteuern würde, sieht sich