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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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wird, die gefixt würden fwurdeu?j, während der Verlust nur aus sage tausend Tonnen wirklichem Weizen resultirt, die im geeigneten Moment auf den Markt ge­worfen wurden, um durch ihreu Verkauf unter den Selbstkosten die Preisnvti- rnngen gewaltsam herabzusetzen." Das wäre vollkommen klar, wenn der Preisdruck nur kurze Zeit anhielte, wie das auf der Effektenbörse so oft geschieht, wo der Preis durch Alarmnachrichten so lange niedrig gehalten wird, bis die mächtigen Leute, die das Geschäft mncheu, die billige» Papiere aufgekauft haben, entweder um sie dann, wenn der Kurs in seine normale Höhe zurückgeschnellt ist, mit Ge­winn zu verkaufe«, oder um sie zu behalte» und sich so von billig gekauften Kapitalien einen hohen Zinsgenuß zu verschaffen. Der Vergleich stimmt nicht ganz, weil ja solche Leute gar keinen Verlust haben; doch kann man ihn völlig passend mncheu durch die Annahme, daß sie die Wirkung der Alnrmnachrichten durch Ver­käufe, bei denen sie vorläufig verliere», unterstütze»; selbstverständlich ka»» ei» solches Manöver zugleich von einem Differenzspiel begleitet sei», in dem große Summen an Papieren gewonnen werden, die man weder besessen hat noch erwirbt. Aber wo soll auf der Getreidebörse der Gewinn herkomme», wenn die Preise niedrig bleiben? Anch der Baissier kann doch nur dann eine Differenz gewinnen, wenn er seinen Papierweizen teurer verkauft, als er ihn gekauft hat, er muß also so gut wie der Haussier Preisschwankungen wünschen, und er heißt nur darum Baissier, weil er zu der Zeit, wo er auf eiueu spätern Termin verkaufte, dieS iu der Erwartung that, die Preise würden vor diesem Termin so tief stehen, daß er noch billiger werde einkaufen rönnen, als er zu verkaufen gedenkt, uud weil er, wenn er kann, diesen vorübergehenden Preisfall künstlich erzeugt. Also wie der Baissier gewinnen kann, wenn die Preise niedrig bleiben, das verstehen wir immer noch nicht, nud auch alle folgenden Auseiuaudersetzuugeu Smiths machen es nicht klarer, darum bitten wir bvrsenverständige Leser der Greuzbvte», es u»s endlich einmal zu erklären.

Demi daß die Spieler das Getreide seit 1882 dauernd billig zu machen, den Preis immer tiefer zu drücken mit Erfolg bestrebt gewesen seien nnd dadurch den Getreideprvduzeuten Milliarde» geraubt hätte», das eben macht ihnen auch Smith zum Vorwurf, uud dn steckt nun die zweite Unbegreiflichkeit. Smith er­klärt mit unser» Agrariern die Getreidebaisse für künstlich erzengt, also muß er der Anficht sein, daß sie der wirklichen Lage des Marktes nicht entspreche. Was heißt das? Das heißt, der Weltmarkt ist nicht in dem Maße mit Getreide versorgt, daß dadurch ein niedriger Getreidepreis gerechtfertigt wäre. Wenn aber der Weltmarkt nicht überfüllt, vielleicht nicht einmal hinlänglich versorgt ist, dann nmß es we­nigstens an einem Orte der Erde, weit wahrscheinlicher aber an vielen Orte», an Getreide fehlen; die Mnhleu dieser Orte müssen nicht imstande sein, ihren Be­darf zu decken, sie müssen höhere Preise bieten, um aus besser versorgten Gegenden Getreide heranzuziehen, nnd diese lebhafte Nachfrage müßte de» Preis auf dem Weltmarkte erhöhen. Tritt aber diese Wirkung nicht ein, so darf man daraus doch Wohl schließen, daß die Menschheit bis zur nächsten Ernte hinreichend mit Getreide versehen ist, uud wie soll Spekulation-dazu notwendig sein, den Preis einer im Überfluß vorhanduen Ware zu drücken? Daß Spekulation dazu nötig sein würde, ihn zu hebe», versteht jedermann. Anch über diesen Punkt erbitten wir uns Auf­klärung von den Börsenverständigen. Es wäre uns ja sehr lieb, wenn wir das nns höchst nnsympathische Spiel au der Getreidebörse bekämpfen könnten, nicht bloß seiner Jmmoralität wegen, stmdern anch als eine Schädigung der Landwirt­schaft. Aber so lange das Börsenspiel der Landwirtschaft gegenüber nichts andres