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Vom Romanmarkt und der Novellenbörse. 3
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Johanna von Bismarck

vor dem Mord herumfiebert, daß er eine Offenbarung höchster verklärter Schön­heit gehabt habe.Die Idee war so großartig. Was ist Michelangelos jüngstes Gericht gegen das, was ich der Welt bieten wollte! Was sag ich, berühmt gemacht! Unsterblichkeit wäre uns beschieden gewesen, vereint wir beide ewig vereint im Ruhme meiner unvergänglichen Schöpfungen!"

Dichtungen, die diese Art von Größenwahnsiun als eine hochheilige Er­scheinung feiern, werden dem nächsten Jahrzehnt nicht einen Deut mehr gelten. Doch wir besinnen nns, daß wir im Marktgetümmel stehen, und daß wahrschein­lich nicht mehr bloß das, was über die Bücher gedruckt wird, sondern auch das, was in ihnen gedruckt wird, jetzt zur Reklame gehört.

Johanna von Bismarck

Sie ahnen nicht, was diese Frau ans mir gemacht hat.

Fürst Bismarck

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in trüber Novembermorgcn hat in dem einsamen Landhause von Varziu dem größten deutschen Manne entrissen, was fast fünfzig Jahre hindurch die Krone seines Lebens und die Seele seines Hauses gewesen ist.

Die Fürstin Bismarck ist niemals eine politische Frau ge­wesen. Wir Deutschen haben keine Vorliebe für solche Damen, und der greise Staatsmann, der jetzt trauernder Witwer geworden ist, hatte sie am aller­wenigsten; er haßte nichts mehr als dieEinflüsse des Alkoveus," die oft sehr fühlbar und doch selten saßbar gewesen sind und niemals die Verantwortung für das tragen, was sie angerichtet haben. In der That haben bei uus in Deutschland gottlob Frauen niemals eine besondre politische Rolle gespielt; den furiösen Dameu der französischen Frondezeit nnd den schlauen Intrigan­tinnen unter Lndwig XIV. uud XV. oder gar den entsetzlichen Weibern der kai­serlichen Julier und Claudier haben wir nichts an die Seite zu setzen, und wenn einmal auf deutschem Boden fürstliche Damen zur selbständigen Ausübung der Regierungsgewalt gekommen sind, was natürlich nur selten geschehen ist, dann haben sie ihrem Geschlecht und ihrem Volk Ehre gemacht, weil sie immer Franen blieben. Johanna von Bismarck trug den Fürstenhut, den ihr Gemahl durch unvergleichliche Erfolge erworben hatte, nur als einen Schmuck, niemals als ein Sinnbild der Herrschaft; sie ist niemals etwas andres gewesen und hat niemals etwas andres sein wollen als die treue Lebensgefährtin ihres Mannes, und darum ist sie ihm und dem deutschen Volke so viel gewesen. Auch uns, nicht nur dem Hause Bismarck. Denn der deutsche Maun