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erkannten Rechte sind abhängig gemacht worden von einer zweiten fachwissenschaftlichen Prüfung. Die Rechte selbst sind folgende: Die Damen dürfen und sollen in den obern Klaffen unterrichten, aber nur m zwei Spezialfächern. Sie erhalten das Ordinariat einer Oberklasse. Sie können Gehilfinneu der Direktoren werden. Sie können als „Oberlehrerinnen" in die neuzuschaffenden besser dvtirten Stellen rücken (also mit Gehalten über 2400 Mark) und über ihre Kolleginnen, die das fachwissenschaftliche Examen nicht gemacht haben, hinwegspringen. Sie können, wenn sie das wissenschaftliche und das Examen für Schulvorsteherinnen bestanden haben, Direktorinnen an allen hvhern Mädchenschulen, also die amtlichen Vorgesetzten eines Lehrerkollegiums werden, das aus studirten Schulmännern, aus Mittelschullehrern und Leherinnen besteht! Das alles aber hängt von dem fachwissenschaftlichen Examen ab.
Man sieht, es ist ihnen alles reichlich zu teil geworden, was sie seit den Weimarer Tagen erstrebt haben; ihre Erfolge werden nur noch durch die der Mittelschullehrer übertroffen.
(Schluß folgt)
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Z
cis dichteste Markraewtthl, wo die Unterscheidung des einzelnen bei jedem Schritt erschwert, die Vergleichung der neuern Leistungen mit frühern und vor allem mit dem künstlerischen Gesetz der Gattung durch die vordringliche Anpreisung fast unmöglich gemacht wird, herrscht um die „modernen" Romane, bei denen das Angebot die Nachfrage um das Doppelte übersteigt. Die jüngste Ästhetik, nach der es überhaupt keine andre Poesie geben darf, als die aus dem gegenwärtigen Leben geschöpfte, zieht aus ihrem anfechtbaren Vordersatz die noch weit bedenklichere Folgerung, daß alle Darstellung des Heute und der unmittelbaren Umgebung ohne weiteres Poesie sei, und um so mehr Poesie, als diese Darstellung Züge enthalte, die man früher als krank und widerwärtig so viel "ls möglich zurückgedrängt, wenn nicht ausgeschlossen hat. Es ist aber ganz unnötig, die alten Streitfragen aus der Ästhetik des Häßlichen hier wieder aufzurühren, das Bedürfnis nach dem Widerwärtigen sinkt in dem Maße, als sich die Erzähler beeifcrn, dieses vermeintlich hochgesteigerte Bedürfnis zu befriedigen. Viel bedenklicher als die schlimmsten Fratzen, die der Drang nach dem „Neuen" erzengt, erscheinen die überhandnehmenden Reflexionen, in denen