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Das Börsenspiel nach den Protokollen der Börsenkommission
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Das Börsenspiel

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gefaßten Ansicht zu gestalten. Mitunter gewinnt man den Eindruck, als ob die Sachverständigen von den Fragestellern förmlich bearbeitet würden, so aus­zusagen, wie diese es wünschten. Der Einfluß, der auf diese Weise auf die Sachverständigen geübt wurde, war um so großer, als die Fragesteller ihrer Stellung nach sehr cmgesehue Persönlichkeiten waren, auch die Sachverständigen nicht einzeln, sondern meist in größerer Anzahl vor der Kommission versammelt waren, sodaß alle gleichzeitig anwesenden jene Belehrungen empfingen.

Nahmen hiernach die Fragesteller nicht ganz die Stellung von unbefangnen Nichtern ein, so darf man sich auch die Sachverständigen nicht durchweg als unbefangne Nichtergehilfen denken. Die meisten Sachverständigen waren selbst Börsenleute oder Männer, die in ihrem Beruf mit Börsenleuten in naher Ver­bindung stehen. Es wäre ganz unnatürlich gewesen, wenn solche nicht nach ihrer vollen Überzeugung den Terminhandel, der ja einen Hauptbestandteil des Vörseubetriebes bildet, für eine nützliche und gerechtfertigte Thätigkeit er­klärt Hütten und in mehr oder minder lebhaften Ausdrücken für dessen Auf­rechthaltung eingetreten wären. Überdies sind die Verhältnisse und Wirkungen des Börsenverkehrs selbst für den, der mitten drin steht, überaus schwer zu überblicken. Je verworrener aber eine Frage ist, um so mehr wird jeder Sachverständige" geneigt sein, sie nach den Wünschen und Interessen zu be­antworten, die er zu der Sache mitbringt. Es ist auch anzunehmen, daß die Umfrage in den Vörsenkreisen Berlins von nicht geringer Aufregung begleitet gewesen sei, und daß die daran sich knüpfenden Wünsche vielfach bis an die Person der vernommuen Sachverständigen hincmgcreicht haben. Rechnet man noch den Einfluß hinzu, deu einzelne Fragesteller ausübten, so wäre es weit weniger zu verwundern, wenn ein Teil der Sachverständigen nicht mit voller Unbefangenheit seine Aussagen abgegeben haben sollte, als es umgekehrt An­erkennung und Bewunderung verdient, daß sich viele Sachverständige offenbar mit Freimut und Wahrheitsliebe über die Verhältnisse der Börse ausgesprochen haben. Jedenfalls wird man wohlthun, die Aussagen der Sachverständigen nicht ohne Rücksicht auf ihre Berufsstellung in Betracht zu ziehen.

Damit der Leser im folgenden die als redend eingeführten Kommissions­mitglieder sofort von den Sachverständigen unterscheiden könne, sind den Namen der erstern die Buchstaben KM. vorgesetzt. Die den Äußerungen beigefügten Ziffern bezeichnen die Seitenzahl in den Protokollen, wo die Änßernng sich findet.

Die mitgeteilten Äußerungen sind möglichst wortgetreu den stenographischen Aufzeichnungen entnommen, aber natürlich abgekürzt und zusammengedrängt wiedergegeben. Man wird vielleicht einwenden, daß das Mitgeteilte doch nur Einzelheiten seien, die von dem Ganzen nur ein unvollkvmmnes Bild gäben. Ich möchte aber den Sterblichen sehen, der sich den Inhalt der 3604 Folio­seiten dergestalt zu eigen gemacht Hütte, daß er in dem Rahmen einer gewöhn-