Patriarchalische Beziehungen in der Großindustrie
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Werkes anreizen, giebt die Gewinnbeteiligung jedem den stärksten Antrieb, den Gesamterfolg der Unternehmung, die Gesamtblüte des Hauses zu fördern. Jene lösen gleichsam den Arbeiter von seinen Genossen und vom Geschäft los und steigern seinen Egoismus aufs höchste; diese erinnert den Arbeiter stetig an die Interessengemeinschaft zwischen ihm und seinem Arbeitgeber.
Daß in einem Bnche, wie dem vorliegenden, die eigentlichen Wohlfahrtseinrichtungen einen breiten Raum einnehmen, konnte man von vornherein annehmen. Gleichwohl mißt der Verfasser ihre Bedeutung für den sozialen Frieden nicht nach dem materiellen Werte der Zuwendungen, zu denen sich manche Arbeitgeber verstehen, ohne im übrigen ihnen ein besondres Interesse zuzuwenden. Nur aus der verschiednen Art, wie die Wohlfahrtseinrichtungen getroffen und ausgeführt werden, kann man sich erklären, warum dieselben Maßnahmen an der einen Stelle wohl angebracht sind, an der andern sich als unfruchtbar, ja sogar als schädlich erwiesen haben. Sie alle haben, so lalltet auch das Urteil der Patriarchen, nur einen halben Wert, ja sie verfehlen vielfach vollkommen ihren Zweck und verletzen und verstimmen, wo sie versöhnen sollten, wenn sie dem Arbeiter auferlegt werden, wenn einfach bestimmt wird: das und das wird eingerichtet, das und das geschieht für euch. Ganz anders wird die Sache, wenn auch hierbei den Arbeitern durch deu Arbeiteransschnß eine Mitwirkung eingeräumt wird; aber stets ist wichtig und unerläßlich, daß der Arbeiter aus allem die aus dem Herzen entspringende Bethätigung christlicher Nächstenliebe herausfühlt, und dafür hat er eine sehr seine Empfindung. In den Abschnitten: „Arbeitsstätte," „Wohnuug" und „Ernährung und Beschaffung von Lebensmitteln und Gebranchsgegenständen" werden die getroffnen Einrichtungen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. In dein Abschnitt über Wohnungen wird ein Gedanke angeregt, dessen Durchführbarkeit nicht kurzweg von der Hand zu weisen seiu dürfte. „Darin stimmen wir überein, daß, wenn es möglich wäre, die Industrie aus den großen Städten aufs Land zu werfen, wir ein gutes Teil der sozialen Frage gelöst hätten. Daß dies nicht angeht, wissen wir ebenso gut; aber die Arbeiterschaft aufs Land zn ziehen, so weit sie noch Sinn dafür hat, das ist eine ernste und wichtige Aufgabe, nicht allein aus politische« und sittlichen, sondern anch aus Gesundheitsrücksichten. Gegen die schlechte Fabrikluft, die einseitige Kvrperstelluug u. s. w. giebt es keiu besseres Gegenmittel als die Bewegung in frischer Luft. Selbst wenn der Arbeiter einen längern Weg zur Arbeitsstätte und zurück machen muß, ist das keine Last, sondern eine Wohlthat für ihn, die er nur meist nicht zu würdigen weiß. Es giebt Fabrikherren, die, durchdrungen von dieser Überzeugung, ihren Arbeitern zur Bedingung machen, daß sie außerhalb der Stadt wohnen. Voraussetzung für die Durchführung dieser Bestimmung ist allerdings die Einführung der englischen Arbeitszeit, aber es liegen bereits praktische Erfahrungen darüber vor, daß sich die durchgehende Arbeit mit kurzer Mittagspause, in