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Maßgebliches und Unmaßgebliches
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Titcmenstnrzes vier von Feuerbachs Hand herrühren, nämlich der gefesselte Prome­theus mit den klagenden Ozeaniden, die liegende Venus und die Gestalten des Urcmvs und der'a, weiß Dr. Jlg ebenso wenig. Ohne Blick und Gefühl für die sinnfälligen Stilunterschicde läßt er sie alle acht von Tenschert nnd Griepeu- kerl hiuzukompvuirt sein.

Die Frage, wie Wohl das Urteil über einen Kritiker lauten würde, der sich erlaubeu wollte, über einen Meister der Vergangenheit in ähnlicher Weise zu schreiben, möge sich jeder selber beantworten. Ich fühle keine Verpflichtung, eine kritische Arbeit dieser Art als das Ergebnis einer sachlich ernsten Untersuchung zu behandeln.

Dr. Jlg hofft das Heil für Altösterreichs, wie er selbst zugesteht, ,,tief ge- sunkue Kunst" von einem gewaltigen, elementar wirkenden, impulsiven, ja erup- tiveu Genie, das die Masse, ob sie nun unterrichtet sei oder nicht, mit sich fort­zureißen uud urmächtig nach deren Art zu erregen verstehe. Man muß zugeben, das heißt nicht schüchteru fordern; denn eine Kunst, die auf alle, gleichviel ob unterrichtet oder nicht mit andern Worten also gebildet oder uichl gebildet in derselben Weise hinreißend wirkte, gab es nie, giebt es nicht und wird es nie geben, selbst dann nicht, wenn diese Kunst in ihren Wirkungen ans die Grenzen Altosterreichs oder Wiens beschränkt bleiben und für das Volk im Reich draußeu Kaviar sein sollte. Wer eines Erlösers in diesem Sinne wartet, der darf des War­tens nicht müde werden, während sich der alte Spruch dabei erfüllen dürfte: Das Bessere ist der Feind des Guten.

München I. A.

I^sx Huene, Isx Heinze und Staatspolitik. Mir wird immer ganz übel und weh, wenn ich in den Spalten unsrer erleuchteten Tagespresse den Aus­drücken Isx Huene uud Isx Heinze begegne. Als ich noch ans der Bank einer der altehrwürdigen württembergischen Klvsterschulen saß, bekam meine Klasse einmal nach gutem altem schwäbischem Brauch, der die Stoffe zur lateinischen Komposition aus Himmel nnd Erde zusammenholt, einen Abschnitt ans Schopenhauer zum Übersetzen ans, der eine zornige Klage des Philosophen enthielt, daß der Stil der Deutschen immer lüderlicher würde uud als Gruud dafür anführte, daß die heutigen Zeitnngsschreiber kein Latein und folglich auch kein Deutsch mehr lernten. (Es war das nvtabene vor der l89ler und 1392er Schulreform!) An diese Klage wird man erinnert, so oft man von der Isx Huene und der lsx Heinze hört, deren Urahn übrigens Isx Kwitschala hieß und in der Wiener Judenpresse durch Asnsratis u,ss>uivosa. erzeugt wurde. Kwitschala war oder ist ein Pro­fessor der tschechischen Hochschule zu Prag, der das Gesetz über die sogenannte Utraquisirung der böhmische» Schulen einbrachte. Der Ausdruck Isx Huene wäre so weit in Ordnung, als in der That die Römer die Gesetze nach den Antrag­stellern bezeichneten. Aber sie nahmen dazu nicht den Familien-, sondern den Geschlechtsnamen (nmnsir g-sirtilo oder nomen schlechtweg) nnd sprachen also von einer Isx lulia,, wenn beispielsweise ein gewisser Gaius Jnlius Cäsar ein Gesetz beantragt hatte, oder von einer Isx LvmxiDmn,, wenn ihr Urheber z. B. Tiberins Sempronins Grncchus hieß. Da wir Modernen nun überhaupt das römische Geschlecht, die g'sn«, nicht mehr haben, so haben wir nnch keine Geschlechtsnamen im römischen Sinne mehr; wenn der Herzog fällt, so mnß der Mantel bekanntlich nach. Folglich können wir den römischen Sprachgebranch mit Isx .Inlm überhaupt nicht nachahmen Isx Ilnonin, wäre zwar nicht solches Jgnorantenlatein wie Isx