Litteratur
479
Anfang aller Dinge, znm Urmenschen in den Urwald, unter die Whippoorwills der Indianer, zu denen (!) wilden, Wolfsschreie einübenden Walsungen, in das tierische und animalische Leben selbst, spärlicher aus die heutigen Kultursprachen Rücksicht nehmend, bei den ersten Ansätzen, dem Stammeln der Vernunft verweilend und sie soweit bringend, daß sie laufen kann." „Was dem Menschen vorgeschwebt hat jwelche fröhliche Sicherheit in diesem Indikativs, wenn er seinen Feind an- pfuite und wie sich ihm daraus der Begriff des Feuers entwickelte — die geheime Analogie, die zwischen einem T und einer gespannten Saite, einem N und einem Ton (!), eiuem Zitterlaut und einem Strom, ja der Undnlation des Lichts obwaltet — die dunkle Symbolik, die einst eine indogermanische Aspirata befähigte, Blickfeuer, Sternenblicke und das stille Wachstum der Pflanzenwelt ^dieser Urmensch hat wahrhaftig das Gras wachsen hören > zu malen: das bedachte, belauschte ich andächtig." Es ist darnach kaum nötig, zu bemerken, daß der Verfasser die Sprache in ihren Anfängen als einen Reflex der Erscheinungen der Welt ans der menschlichen Empfindung durch das Medium des Sprechorgaus ansieht. Darüber hat er auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen eine Menge hübscher Beobachtungen zusammengestellt, aus denen dann ein ganzes schimmerndes Gebäude von Etymologien emporwächst, schade nur, daß kein Stein mit notwendiger Sicherheit ans dem andern ruht und alles nur durch das lose Band der Möglichkeit verknüpft ist. Das hat der Verfasser auch selbst eiugesehen; er glaubt aber doch wohl nicht im Ernste, seine Aufstellungen dadurch wahrscheinlicher zu machen, daß er alle Konsequenz m diesen ersten Ahmlauten und in ihrer Entwicklung zu Begriffsbezeichnnngeu leugnet.
Sprache ist Musik: das ist eiu längst cmsgesprochner Gedanke, von dem auch in diesem Buche viel die Rede ist. Unser Verfasser dreht ihn zur Abwechslung einmal herum: Musik ist Sprache. So nackt sagt er das zwar nicht, doch erklärt er die Musik für eiue große Nachahmerin wie die Sprache und behauptet, der musikalische Genuß liege „für den Kenner gar nicht in der Schönheit der Töne, sondern in ihrer Ähnlichkeit." In ihren Anfängen müssen also Musik und Sprache identisch gewesen sein, und nur die Verschiedenheit zwischen menschlichem Sprechorgan und musikalischen Instrumenten und — die Ungleichmäßigkeit dieser Entwicklungen haben zu verschieduem Ende geführt. Wie Kleinpaul — er ist natürlich Programmmusiker vom reinsten Wasser — bei der Durchführung dieses Nachahmungsprinzips verfährt, zeigt seine Aufstellung von „vier Hauptstufen der musikalischen Imitation." Die erste, uaivste sei die, daß man z. B. in einer Militär- lhmphvnie Militcirmnsik uachmache, der Schluß der Nennten wird hierhergezogeu als eine vollkommen „adäquate Darstellung" des gesuugneu Schillerscheu Liedes! Tie zweite Stufe soll in der Nachahmung von menschlichen Lauten mit Hilfe musikalischer Instrumente bestehu, die dritte in der Nachahmung von Tier- und Vogelstimmen durch Instrumente und endlich die vierte uud höchste — in der universellen Nachahmung der Naturlaute überhaupt! So verirrt sich Kleinpaul zuweileu! solche »Gedanken," die er „bei einigem Nachdenken" gefunden hat, ist er imstande, dem Leser vorzusetzen!
Der Verfasser hätte doch nm Ende lieber nicht, wie er sich im Vorworte rühmt, beim Niederschreiben des Manuskripts niit der Druckerei um die Wette arbeiten sollen. Auch seiue saloppe Darstellung gehört nicht zu einer gemeinverständlichen philosophischen Sprachbetrachtung. Ein verständiger Leser wird es nur mit Mühe fertig bringen, fünfhundert Seiten in diesem bald legeren, bald witzelnden Ton geschrieben zu lesen und sich dabei von den Einfällen lind Lanuen