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Aus Goethes Todesjahr
internationalen Friedens. Wendet sich dann die Wut der Dynamitbanden, wie vorauszusetzen ist, in erster Reihe gegen die Verbände, das Leben und Eigentum der Arbeitgeber, so ist es nur in der Ordnung, daß diese den ersten Stoß auszuhalten haben, und nicht der Staat, nicht die Träger der Staatsgewalt, nicht nationales Eigentum, nicht die Heiligtümer des Volkes. Der Staat kommt erst in dem Augenblick ins Treffen, wo die verbrecherische Handlung beginnt.
Prvvinzialordnung, Kreisordnung, Gemeindeordnnng, kurz die territorialen Verbünde vermögen bei der heutigen Energie des Verkehrs und dem über den ganzen Erdball reichenden Zusammenhange den Verufsinteressen nicht gerecht zu werden. Einem Kreistage kann man nicht zumuten, sich über die Lage des Strumpfwarenmarktes in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein Urteil zu bilden oder die Lohnsätze in diesem Gewerbe festzusetzen. Das vermag am besten ein Berufsverband, eine korporativ geschloßne Verufsgenosfenschaft. Soll aber eine solche Körperschaft wirksam die Interessen des Gewerbes regeln, so muß sie Macht besitzen über Herren und Arbeiter ihres Gewerbes. Die Gewerbefreiheit, wie sie heute besteht, müßte sollen. Aber der Zwang, der darin lüge, wäre federleicht zu tragen gegenüber dem Despotismus, dem wir zusteuern, wenn es bei der heutigen Ordnung bleibt. Wird der soziale Kampf bloß zwischen den Dynamitpolitikern und dem Staate weitergekämpft, so kommen wir zu unerträglicher Unfreiheit, sei sie nuu heutiger staatlicher Ordnung oder künftiger sozialistischer Ordnung.
Aus Goethes Todesjahr
Drei Briefe von Friedrich Rochlitz
Mitgeteilt von Adolf Stern
er vor wenigen Jahren von dem Freiherrn Woldemar v. Biedermann heransgegebne Briefwechsel Goethes mit Friedrich Rochlitz hat die Blicke auf einen Schriftsteller zurückgelenkt, der zwar, dank seiner eigentümlichen Stellung in der musikgeschichtlicheu und musikwissenschaftlichen Litteratur, keineswegs vergessen, aber doch weiter in den Hintergrund gedrängt worden war, als seiner Bedeutung, seiner Bildung und seiner wahrhaft liebenswürdigen Natur entsprach. Eine