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Aufklärungen über studentische Dinge. 1
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Aufklärungen über studentische Dinge

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s könnte sein, daß unsre Volksvertretungen einmal über das Thun und Treiben der Studenten, ihre Organisationen und Formen nicht bloß bei Gelegenheit debattiren wollten, sondern auch zu beschließen hätten. Dazu fehlt es aber der Öffentlich­keit so sehr an einer genaue» Kenntnis dieser Dinge, daß dieser Mangel auch durch Material aus den Ministerien und Gutachten von akade­mischen Senaten oder von Professoren nicht ausgeglichen werden könnte; wir fürchten sogar, daß derartige Denkschriften selber bedeutend unter jener Un­kenntnis leiden würden. In den Erörterungen der Presse taucht freilich das Studentenwesen zuweilen kometenhast auf, verschwindet aber selbst in der Sauerngurkenzeit wieder unheimlich schnell, weil die Journalisten sehr bald ihre ärmlichen Quelle» über den Gegenstand ausgeschöpft haben und auf neue Speisung warten müssen, die ihnen ja auch gelegentlich zu teil wird; so neulich dadurch, daß eiu paar sachkundige frühere Äußernugen des Herrn Bosse plötzlichaktuell" wurden und ihren Rundlauf durch die Tageszeitungen machten, nachdem ihr Urheber Kultusminister geworden war.

Man wird unsre Behauptungen vielleicht einschränken wollen, nnd wenn wir die Hanptursache jener mangelnden Kenntnis darin erblicken, daß von dem Studeutenwesen nur allerhand Firlefanz deutlicher ans Tageslicht tritt, da­gegen das eigentliche Wollen und Denken der akademische» Bürger in ihren Angelegenheiten fast gar nicht, so wird man einwenden: man sieht, beobachtet und kennt denn doch die Studenten genauer. Nun ja, in Jena, Erlangen, Göttingen, Von», Heidelberg mag das zutreffen, aber auch nur da. Die dortige» studirte» uud unstudirten Philister wollen nur sür ganz kompetent halten, mehr als manchen Vater, der vor dreißig Jahren studirt hat, und ma»chen vortragenden Rat. Man wird weiter sagen: seit den achtziger Jahren giebt es doch eine Fachpresse des studentischen Lebens, aus der man schöpfen kann: die Akademischen Blätter der Vereine deutscher Studenten, die Akademischen Monatshefte der Korps, die Burschenschaftlichen Blätter u. f. w. Ganz richtig, der bloße Einwand schon zeigt vonseltnem" Wissen, aber man erlaube die Grenzbotm III 1392 8