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Maßgebliches und Unmaßgebliches
der Oberherrlichkeit, sondern auch wegen der Eigentümlichkeiten des Lehensrechtes schon eine Reihe von Angenblicksbildern erfordern; dcizn kommen nun die kirchlichen Einteilungen, die schon wegen der engen Verbindung mit den Politischen Grenzen nicht vernachlässigt werden können, die Verbreitung der Bekenntnisse, der Ordensgründungen u, s. w., die Gründung von Schulen der verschiednen Stufen, die Heerstraßen, die römischen Verbindungen und Niederlassungen, wozu Wohl auch noch die mittelalterlichen Handelsstraßen nnd Geleitsrechte gerechnet werden sollten, die Königsgüter, die Reichsstädte, die Münzstätten, die Verbindungen der Häuser, die Kauäle, die Eisenbahueu, die Gerichts- und Militärbezirke, die Landfriedensbündnisse, die verschwundnen Ortschaften, die Verbreitung der Gewerbe und Industrie» aller Art, Mundarten, Weinbau u. s. w. Bei weiterer Betrachtung wird sich ergeben, daß ein grundlegender Gedanke nicht nur sür die Erforschung der Vergangenheit, sondern auch für die bildliche Darstellung der Gegenwart in jeder denkbaren Beziehung die erste Anregung gegeben ist, und es wird wohl bald ein Anschluß der statistischen Bureaus der Bundesstaateu an das Unteruehmen der Geschichtsvereme wenigstens bezüglich der Übersichtskarten zu erwarten sein, da ja die Statistik auch die Darstellung vergangner Verhältnisse längst in ihren Arbeitsbereich gezogen hat. Überhaupt aber können wir Wohl von einer innigern Verbindung der Statistik mit der Geschichtsforschung für letztere nur Nutzeu erwarten.
Wie wir hören, findet der Beschluß von Sigmaringen in Baden, in Baiern, in Württemberg, iu Sachsen, wie überhaupt allenthalben Anklang; auch Vereine für Erdkunde schließen sich dem Unternehmen an. Nach dem mehrerwähnten Beschlusse des Gesamtvereius sollen auch die geschichtlichen Vereine Österreichs, der Schweiz, von Luxemburg, Belgien und den Niederlanden eingeladen werden, in übereinstimmender Weise vorzugehen. Es ist nicht zu bezweifelu, daß das Vorgehen Deutschlands Nachahmung finden wird. Was Luxemburg betrifft, so lese» wir in einem Jahresberichte des Großherzoglichen Instituts (?ud1iczg.t,ioirs cls 1a «<zotic>n lufttoric^s cls l'Institut, Roz?a1-(Zra-nc1Änog.1 äs I^xsmImrA, Jahrgang 1890, 41. Band S. XXXVIII), daß dort schon Ansätze zu einer Sammlung geschichtlicher Karten gemacht sind, nnd daß auch ein vorläufiger Arbeitsplan entworfen ist. Unter den ans Sigmaringen ergangenen Einladungen ist eine Einladung nach Frankreich nicht erwähnt, aber wir zweifeln nicht, daß der Verein Mitarbeiter finden wird, die die Bearbeitung der nach dem Frankfurter Friedensschlüsse französisch gebliebnen ehemaligen Bestandteile des deutscheu Reichs übernehmen werden.
Welcher. Von Otto Schroeders geistvollem Schriftchen „Vom papiernen Stil" ist gegenwärtig die dritte Auflage im Druck. Der Verfasser hat die Freundlichkeit gehabt, uns noch vor der Ausgabe den Bogen zur Verfügung zu stellen, der den Abschnitt über welcher enthält. Er hat diesen Abschnitt in der neuen Auflage wieder erweitert uud mit mehr Beispielen versehen. Da spottet er uuter andernn „Altmodische Leute sprechen von der Zeit, als oder wo oder da sie juug waren. Aber was sollte wohl aus Grammatik und Logik werden, dürfte man so Substantiv und Adjektiv und Nanm und Zeit durch einander werfen? Drum die Zeit, in welcher wir juug wareu. Der junge Wandrer Goethe fingt von dem Brunnen, »drans dn trinkest, liebes, junges Weib,« der alternde Priester von einem holden Born, »in welchem ich bade.« Prometheus will Menschen formen, »ein Geschlecht, das mir gleich sei«, die achtzigjährige Exzellenz denkt etwas anders über die lebendigen Schätze, »aus welchen sich das All geschmückt«. Und wenn der Wandrer, vom Geist heiliger Vergangenheit ergriffen, ausruft: Welchen der