Beitrag 
Zu den Sprachdummheiten
Seite
593
Einzelbild herunterladen
 

b'.)Z

ich ihm nicht seinen Titel gelassen hatte/'') Daß mich der Herr Professor darum beneidet, glaube ich gern. Auch den faden Witz, den er darüber macht, habe ich vorausgesehen. Aber ich wollte es einmal darauf ankommen lassen, wieviele wohl den Mut haben würden, diesen vor den Füßen liegenden fade» Witz aufzuheben. Wieviel glaubt wohl der Herr Professor, daß darauf hinein­gefallen sind? Mindestens dreißig. Und jeder hat natürlich geglaubt, er wäre der Einzige. Auch Herr Professor Bechstein.

Daß der Ton meines Bnches etwas derb ist, weiß ich auch. Aber es war die höchste Zeit, einmal kräftig dreinzufahren, und Bechstein hat am aller­wenigsten Ursache, mir meinen Ton vorzuwerfen. Wenn er schreibt, ich hiebe mit groben Kolben wie ein Besessener (!'> um mich herum," oder weun er es als Beispiel vonToben" l!) anführt, daß ich von Jungen rede statt von Schillern, so wird ja jedermann über solche Übertreibungen lachen. Wenn er aber weiter schreibt, daß ichauch deu Entrüsteten spielte," so ist das eine so grobe Beleidigung, daß es mir dafür an einem parlamentarischen Ausdruck fehlt. Mein ganzes Buch ist der Aufschrei eines jahrzehntelang gefolterten Sprachgefühls, und das nennt Bechsteinden Entrüsteten spielen"!

Für einen Mangel an philologischer Genanigkeit erklärt er es, daß ich bei keinem meiner Beispiele angegeben habe, woher es stammt; für die Beurteilung einer Form, eines Wortes oder einer Wendung sei eshöchst nötig, das zu wissen." Nnn, die Beispiele stammen fast alle ans Zeitungen, Zeitschriften und Büchern der letztem Jahre. Das sieht mau ja schon meist aus ihrem Inhalt. Allen diesen Sprachdummheiten auch uoch das Ursprungs­zeugnis beizufügen hätte doch wahrhaftig keinen Sinn gehabt. Es hätte das Buch nur um einige Bogen stärker und dadurch teurer geinacht. Meint etwa Bechstein, ich hätte die Beispiele absichtlich aus besonders schlechten Zeitungen und schlechten Büchern ausgewählt? Wenn er ernstlich so etwas meinen sollte, dann könnte ich ja in einer zweiten Anflage hundert Beispiele ansmerzen nnd dnrch hundert andre ersetzen, die ich dann mit dein Ursprungszeugnis versehen würde; es würde mich das höchstens acht Tage Arbeit kosten. Der Herr Professor würde sich aber höchlich wnudern, wenn er die Quellennachweise sähe!

Über den Inhalt meines Buches ergeht sich Bechstein nur iu dreisten Redensarten.Man merkt, schreibt er, daß W. etwas Deutsch getrieben hat, aber er hat es doch nicht zur eigentlichen Kennerschaft gebracht." Darauf will ich dem Herrn Professor nur erwidern, daß ich iu den letzten fünfzehn Jahren wahrsclleinlich mehrDeutsch" des fünfzehnten, sechzehnten, siebzehnten "ud achtzehnten Jahrhunderts gelesen habe, und zwar in den Originalhmid-

Ein befreundeter Buchhändler beschwor uns noch wenige Tage vor der Ausgabe, den Titel zu ändcnn alle Welt würde sich daran stoßen, niemand würde das Buch kaufen. Wie gut, daß wir nicht auf ihn gehört haben!

Grenzboten I 1L92 75