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Fiat Justitia!
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der angeführte Aufsatz in naiver Weise ausdrückt, das geht nicht an. Die Richter werden wnrten müssen, bis die Gesetzgebung geändert sein wird, die ihnen einen größern Einfluß auf das Urteil und, was wir für das Wün­schenswerteste halten, eine Mitentscheidnug zuzugestehu habeu wird.

Das ist der allein korrekte Standpunkt und zugleich der Standpunkt, der den berechtigten Klagen der Rechtsgelehrten über unsre Strafgerichtsverfassuug Geltung verschaffen wird. Mag immerhin die strikte Anwendung der Gesetze dazu führen, daß in diesem oder jenem Falle ein Schuldiger von den Ge­schwornen freigesprochen oder denn auch dies kommt vor ein nicht hin­reichend Überführter verurteilt wird, das ist doch, so beklagenswert es auch sein mag, nicht die Hauptsache. Das Wichtigste für unser Staatsleben ist, daß in greifbarer Weise gezeigt wird, wohin die jetzige Strafgerichtsverfasfung führt, und das wird nur dauu gezeigt werdeu können, wenn man die Gesetzgebung so wirken läßt, wie dies der Absicht des Gesetzgebers entspricht.

Der Weg, den der Aufsatz derPost" empfiehlt, führt vielleicht in diesem oder jenem Falle zu einer Beseitigung der schlimmsten Auswüchse, aber er führt damit zugleich im allgemeinen weit ab von der als notwendig erkannten, gesetzmäßigen Reform; er läßt die Dinge den Außenstehenden nicht so schlimm erscheinen, wie sie in Wirklichkeit sind, und er giebt denen in der Meinnng des großen Publikums Oberwasser, die diese Mißstnude leugnen und eine Reform nur in der Verschärfung der Garantien gegen ungesetzliche Einwirkungen der Schwnrgerichtsvorsitzenden auf die Geschwornen suchen.

Erkennt die Laienwelt infolge der Verschleierung der unhaltbaren Zustände nicht mit hinreichender Deutlichkeit, wie notwendig eine Reform der Schwur- gerichtsverfasfung ist, so würden wir es ihr sehr verdenken, wenn sie sich nicht im Interesse der Gerechtigkeit denen zuwendete, die Ungesetzlichkeiten auf der Grundlage der bestehenden Verfassung des Schwurgerichts entgegenzutreten bestrebt sind. So würde die Reform in eine falsche Richtung, und zwar in die Nichtuug gedrängt werden, die der einzuschlagenden gerade entgegengesetzt ist, und niemand würde mehr als wir ein solches Ergebnis beklagen. Die einfache Wahrheit, daß die geraden Wege am schnellsten und zuverlässigsten zum Ziele führen, gilt anch hier.