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Hermann Grimm vollkommen überzeugend aus dem Handbuch des christlichen Ritters von Erasmus abgeleitet hatte. Springer schließt sich dieser Deutung jetzt au, während er früher mehr im allgemeinen an die damals gebräuchlichen Totentanzbilder erinnert hatte. Was Dürer hier vorgeschwebt hat, ist gewissermaßen eine Umkehrung der Tvtentauzidee. Nicht die Macht des Todes über deu Menschen soll geschildert werden, sondern die Macht des Menschen über Tod und Teufel und Welt, die der christliche Glaube verleiht.
(Schluß folgt)
Joseph Joachim der Vauerndichter
ie deutsche Dorfgeschichte, die in unserm Jahrhundert so reiche Pflege und so hohe Ausbildung erfahren hat, ist ursprünglich das Werk der Bildnng. Berthold Auerbach war kein Bauer, er kam auf Umwegen, nachdem er schon seinen Spinoza in sich aufgenommen hatte, zur Dorfgeschichte. Er erfaßte in ihr zunächst den Gegensatz von Stadt und Land. Auch Jeremias Gotthelf, Anzen- grnber und Rosegger waren sämtlich keine Bauern. Gotthelf war ein gelehrter Pfarrer, Anzengrnber ein erfolgloser Schauspieler und sehr seßhafter Städter. Rosegger stammt allerdings aus dem Bauernhause, aber er war seines Zeichens ein Schueiderlein, ehe er in die Stadt kam nnd zu studiren anfing, und jetzt ist er Schriftsteller, ja sogar Redakteur; sein Verhältnis zum Vaucruvvlk ist ein wesentlich ästhetisches. Und die andern Dorfgeschichtschreiber: Joseph Nank, Hermann von Schmidt, Maximilian Schmidt, Ludwig Ganghvfer und wie sie alle heißen, find sämtlich keine Banern, sondern lauter „studirte Herreu," die sich, von außen kommend, ins Bauerntum eingelebt nnd daraus soviel poetisches Kapital geschlagen haben, als sie konnten. Der Schöpfer der schönsten Dorfgeschichte, „Nvmeo uud Julia auf dem Dorfe", war Staatsschreiber von Zürich, uud die Dichterin der Dorf- und Schloßgeschichten, Marie Ebner stammt aus einer alten Gutsbesitzerfamilie, von deu Grafen Dnbskh auf Zdis- lavic in Mähren. Kurz, wo man hinsieht im ganzen Bereich der Dorfgeschichtenpoesie, tritt uns kein Bauer als Dvrsgeschichteuschreiber entgegen (auch in der ausländischen Litteratur nicht: Björnsvn, Turgenjew waren keine Banern uud haben doch die berühmtesten Dorfgeschichten geschrieben). Dichter, zumal Liederdichter, sind allerdings auch in unserm Jahrhundert aus dem Bauernstand aufgetreten, aber keine Sitteumaler des Dorfes. Uud das läßt sich recht wohl erklären. Wer das Dorf als Dorf, den Bauer als Baner