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Albrecht Dürer
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^-ZK Albrecht vürer

vorbereitende Ätzung hinzuweisen. Auch Lehrs, den ich um seine Meinung befragte, bestätigte mir, daß er sowohl wie die Fachleute, mit denen er darüber gesprochen habe, hier eine Ätzung nicht erkennen könnte.

Stärker als den Einfluß der ältern deutschen Meister betont Springer den der italienischen Zeitgenossen. Dürers Beziehungen zn Jaeopo de' Barbari sind ja durchaus nicht zu bezweifeln, wenn auch Springer vvrsichtigerweise nicht entscheiden will, in welchem Maße der eine der Spendende, der andre der Empfangende gewesen sei. Daß Meister Jakobus den jungen Maler zuerst zu Proportivnsstudien angeregt habe, sagt dieser ja selber, und daß er es war, der ihn wahrscheinlich zum erstenmale auf die Antike hinwies, erkennt man an mehreren Zeichnnngen. Ob Springer an seiner Hypothese festgehalten hat, daß Dürer auf seiner Wanderschaft in Venedig als Holzschneider oder Kupfer­stecher in die Werkstatt des venezianischen Malers eingetreten sei, geht aus der Biographie nicht deutlich hervor.

Den ersteu Lehrer von durchgreifendem Einfluß erblickt Springer da­gegen in dem großen Andrea Mantegna, dessen Wahrheit und Kühnheit den jungen Künstler mächtig gepackt, ihn auf die Wiedergabe kräftiger Leiber, heftiger Bewegungen, erregten Mieuenspieles hingewiesen habe. In der That nimmt Mantegna neben Schongauer und Wolgemut in Dürers Entwicklung die erste Stelle ein.

Dagegen hat wvhl der Einfluß Leonardo da Vincis eine zu starke Be­tonung erfahren. Allerdings scheint sich Dürer bei seinem seltsam barocken Bilde: Christus unter den Schriftgelehrten (in der Galerie Barberiui zu Rom) ein echt Leonardosches Problem, das des lebhaften Ausdrucks der Hände, ge­stellt zu haben. Auch kann man in den Holzschnitten der sogenannten Knoten und in einigen Zeichnungen Dürers Auklünge an Leonardo nachweisen. Endlich finden sich in Dürers theoretischen Schriften einige Sätze, die, wie es scheint, Leonardo zum erstenmale vorgetragen hat. Aber das genügt nicht, mit Springer zu behaupte,,, au Leonardo habe Dürer (im Gegensatz zu den andern Meistern)seine ganze Künstlerschaft hingegeben." Nicht einmal das phantastische Element in Dürer mochte ich (wie es Springer thnt) auf Leonardos Einfluß zurückführen. Im Gegenteil glaube ich, daß dies bei dem deutschen Maler von vornherein viel stärker entwickelt gewesen sei als bei dem vorwiegend verstaudesmüßigen Italiener. Auch der Hang zum Grübeln und Träumen war Dürer gewiß schon eigen, ehe er mit Leonardo, sei es un­mittelbar, sei es mittelbar, in Beziehungen trat. In dieser Hinsicht waren beide offenbar Geistesverwandte. Auch schränkt Springer seine Behauptung schon selbst ziemlich stark ein, wenn er hinzufügt, daß dabeidie eigentliche Kunst der Malerei aus dem Spiele bleibe." Offenbar will er damit andeuten, daß es mehr die theoretische Seite von Dürers Thätigkeit sei, die auf An­regungen Leonardos zurückgeführt werden müsse. In der That ist es ja sehr