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Schweizer Dichter
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Lugen Richters sozialdemokratische Zukunftsbilder

ÜI Voller Lebendigkeit vor uns, so sicher wie nur Abbilder der Wirklichkeit stehen können. Doch ist seine Fähigkeit zu individucilisiren beschränkt; es ist ihm mehr um die spannende Erzählung, als um die Charaktergestaltung zu thuu. Die letztere hat er einmal angestrebt und allerdings ein prächtiges Stück geleistet, mit der HumoreskeMoses." Der jüdischen Gesellschaft gegenüber nimmt Sommer den Standpunkt des wohlwollenden Humoristen ein. Er lacht über diese Menschen, die den Wert des Lebens und der Menschen nur nach dein Gelde schätzen, aber er schlägt selten mit der Peitsche des Sa­tirikers drein; dafür ist er zu liebenswürdig. In einer der schönsten ErzählungenSchadchen Levy" schildert er einen Juden, der gar nicht jüdisch ist, 'eine selbstlose, ideale Künstlernatur im Kontrast mit der Umgebung von Geldmenschen, und mau muß au die Wahrheit seiner Zeichnung glaube». Die Elsüsser Bauern und zumal die Elsässerinnen schildert er als eiueu hei­tern Menschenschlag, und es verdient alle Achtung, zu seheu, wie geschickt er wenige Motive vielfach zu wenden und alten ein ueues Gesicht zu geben weiß. Kurz: mau gewinnt diesen Erzähler aufrichtig lieb wegen seiner Geradheit nnd Naivität; mau freut sich zu beobachten, wie er von einer Erzählung zur auderu mehr Herrschaft über die Form gewinnt, und uur eins findet man zu tadeln: die Nachlässigkeit des sprachlichen Gewandes, worin sich diese Ge­schichten darbieten. Es trägt allerdings zum Lokalkolorit viel bei, wenn Sommers Elsässer ein mit französischen Brocken untermischtes Deutsch sprechen; besonders heiter wirkt es in den drei Judengeschichten. Allein auch seine eigne Sprache weist zu viel Fremdwörter auf, auch viele Flüchtigkeiten und Druck­fehler, und es wäre verdienstlicher gewesen, wenn der ehrenwerte Herausgeber diese Mängel sorgfältig getilgt hätte, anstatt in der Einleitung allznhohes Lob ans den Dichter zu häufen.

wie» Moritz Necker

Eugen Richters sozialdemokratische Zukunftsbilder

eitdem demMitgliedc des Reichstags" Eugen Nichter durch Entfernung des alten Reichskanzlers der Hauptgegenstand seiner Angriffe entzogen ist, wirft er sich mit Wucht auf die Sozial­demokratie. Er hat es in ihrer Bekämpfung auch schou so weit gebracht, daß seine SchriftenDie Irrlehren der Sozialdemokratie" undSozialdemokratische Zukunftsbilder" Hunderttausende von Lesern finden, und daß zu seinem bisherigen Ruhme, ein Bismarcktvter zu sein, auch noch