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Florenz und die Kirche
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?rama und publikmii

von seineu Vorgängern znr Bigotterie erzvgne Volk seine Bemühnngcn nm das Gemeinwohl mit Kränknngen, die nicht ganz unverdient waren, weil er, gleich seinem Brnder Josef, sich nicht auf die Znrückweisnng klerikaler Über­griffe beschränkt, sondern mit rationalistischem Unverstände das Vvlksgemüt verletzt nnd erbittert hatte.

Wir sehen, es dürfte nnter den heutigen religiösen und irreligiösen, kirch­lichen nnd antitirchlichen Richtungen kaum eine geben, die jener Mikrokosmus in der Zeit von 1200 bis 1500 nicht schon im Keime gehegt hätte. Nur das evangelische Kirchentum fehlte natürlich; das würde aber anch, wenn Luther nnd Calvin 200 Jahre früher aufgetreten wären, schwerlich Eingang gefunden haben, weil seine nnßere Form dein italienischen Bolksgeiste wider­strebt. Die Reibungen zwischen der Stadt nnd der Kirche, Konflikte, die bald ans innern bald ans äußern Gründen hervorgingen, nahinen kein Ende, aber schließlich fand sich doch immer, daß die beiden Gegner nicht von einander lvstvnnten.

Drama und Publikum

ineS der anziehendsten nnd an lehrreichen Aufschlüssen reichsten Gebiete der litterarischen Forschung, die, weuu sie sich nicht einseitig ans die Erzeugnisse des Schrifttums beschränke» will, in hervorragendem Maße kulturgeschichtliche Gesichtspunkte wird verfolgen müssen, die Wechselwirkung zwischen dem Schaffenden nnd dem Aufnehmende», muß bei dein Zweige der dramatischen Litteratur eine ganz besondre Bedentnng gewinnen, dn keine Dichtnngsart so unmittelbar, so lebendig zu dem Genießenden spricht wie diese. Der Lyriker nnd der Epiker wenden sich iu neuerer Zeit, wo der Rhapsode nnd der Rezitator doch nur in enge Kreise eindringende Erscheinnngen bleiben, nn das lesende Publikum, sein vermittelndes Werkzeug ist das gedruckte Wort. In Anerkennnng dieser Thatsache, mag sie nun erwünscht oder beklagenswert sein, wählt er seine AnsdruckSmittel und arbeitet unter fortwährender Beobachtung dieses Zieles. Er denkt zunächst »nr an den Einzelnen unter seinen Lesern nnd malt sich einen Leserkreis aus, der sich eben aus lauter Einzelnen zusammensetzt. Ja es mag sogar geschehen und geschieht vielfach, daß er sich an einen mehr oder weniger scharf abgegrenzten >^!reis von Lesern, an ein bestimmtes Geschlecht, an einen Stand, eine Klasse wendet. Ganz anders der Dramatiker. Dieser wendet sich mit seinem Werk an die Masse, die sich zwar auch aus Einzelwesen zusammen-