Beitrag 
Talleyrands Memoiren
Seite
78
Einzelbild herunterladen
 

Talleyraiids Memoiren

fessivn »nd die damit Verbundene Geistesrichtnng sehr gefährlich sind/' schwächen und unschädlich machen müssen, entweder durch Beschränkung des aktiven und passiven Wahlrechts,sodaß immer uur die ersten und bedeutendsten eines jeden Standes gewählt werde» konnten" (!), vderdurch Bildung einer Pairie aus den beiden ersten Ständen/' Er geht so weit, auszusprechen, auf diesem Wege Hütte Neckervielleicht" den Umsturz des Thrones uud die Greuel der Revolution verhindern können. Und das sagt er unmittelbar, nachdem er die Verbreitung derneuen Ideen," der Lehren der Encyklopädie gerade unter den höhern Ständen betont hat, und angesichts der Thatsache, daß gerade er mit wenigen andern von Adel sich in der Nationalversammlung dem dritten Stande angeschlossen hat!

Hier darf eine Episode nicht unerwähnt bleiben, die in drei nicht wesentlich von einander abweichenden Darstellungen vorliegt, einmal im Texte der Me­moiren, dann in den als Anhang gedruckten Berichten eines Herrn von Ba- court und eines Legitimisten Baron Nitrvlles, denen Talleyrand den Borfall erzählt hatte. Talleyrand und einige Genossen wollten, als sich der dritte Stand als die alleinige Volksvertretung proklamirt hatte, dem Könige die Auflösung der Generalstaaten vorschlagen, sie wurden an den Grafen von Ar- tvis gewiesen, der jedoch den Schritt zu gewagt fand. Nnn heißt es in den Memoiren:Da sah ich ein, daß ich nicht mehr helfen konnte, und überhaupt zu nichts mehr zn gebrauchen war, uud hielt es für gerate», uur au mich selbst zu denken." Rückhaltloser äußerte er sich gegen Bitrolles, der 1814 nach Naney an den Grafen von Artvis geschickt worden war, nm ihn zn be­wegen, sich als Generallentnant des Königreiches au die Spitze der Negierung zu stellen. Talleyrand beauftragte ihn, den Prinzen an die erwähnte Unter­redung zn erinnern, uud erzählte: ,,Nach der Weigerung des Prinzen baten wir ihn, uns zn erlauben, ihm ohne Rückhalt zu erklären, daß, wenn dieser Schritt, den uns die Stimme unsers Gewissens und das aufrichtige StaatS- iuteresse eingegeben Mtten^, erfolglos bleiben sollte, Sc. Hoheit sich nicht ver­wundern müsse, wenn wir uns dem Revolutionsstnrm, den wir doch uicht zu hemmen imstande seien, anschlössen, und uns den nenen Ideen anbequemten." Bitrolles fährt fort, der Prinz habe den Inhalt der Unterrednng bestätigt, drückt aber sein Erstaunen überdie diplomatische Schlauheit dieses Mannes" aus, der mit so naivem Gesichte und so uubefaugeu eine fernliegende Er­innerung zn einer Beschönigung, wouicht zu einer Rechtfertigung seines ganzen revolutionären Lebens geschickt benutzte;mie hier, so wird er auch leicht für hundert andre Vorwürfe eine Ansflncht gefunden haben." Diesen Ton findet Herr von Vacourt, an den der Brief gerichtet ist,etwas ge- hässig."

Ein langer Exkurs über den Herzog Philipp von Orleans (Egalito) ent­hält kaum etwas bemerkenswertes; die Wahrheit, daß sich dieser Mensch in