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trüge bedürfen entschieden einer Abänderung dahiu, daß der Übersetzer sich nnt dem rechtmäßigen Eigentümer des Originals abzufinden hätte, ohue jedoch ein ausschließliches Recht zu erwerben. Dabei würden wahrscheinlich alle Teile besser fahren.
Auch sonst ist die Übersetzung von A. Ebeling keineswegs tadellos. Nachlässigkeiten wie: „Man speiste fast niemals beim Grafen Vaudrenil . . . ohne nicht die Hochzeit des (!) Figaro . . . mit in den Kanf nehmen zn müssen" — „das Zerwürfnis hatte darin seinen Grnnd, weil. . ." und ähnliches find gar nicht selten, und der „unwiederbringliche Stoß," deu uach S. 70 Anm. der Ruf der Königin Marie Antoinette durch die Halsbaudgeschichte erlitten hat, verdiente einen Ehrenplatz in Sammlungen von — Zeitungsdeutsch.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu Talleyrand zurück. Einige Jahre vor seiuem Tode hat er ein Glaubensbekenntnis aufgesetzt, das der Herzog von Broglie seiuer Vorrede zu deu Memoiren einverleibt hat, und das als Leitmotiv der Memorien bezeichnet werden darf. „Nach reislicher Überlegung beschloß ich, meinem Vaterlande Frankreich zn dienen, gleichviel in welcher Lage es sich befinden möge; in jeder Lage konnte man Gutes förderu uud sich nützlich macheu. Aus diesem Gruude habe ich auch uiemals Bedenken gehabt, allen Negierungen zu dieueu, vom Direktorium bis zu der Epoche, wo ich dies
schreibe____Keine Megierungj habe ich früher verlasse», als sie selbst sich
verlassen hat." Diese Sätze, deren letzter zugleich iu sich schließt, daß alle Fehler der Regierungen Frankreichs von der Revolution bis zu seiuem Tode vermieden worden wären, wenn sie sich an seine Ratschläge gehalten hätten, sucht er in der Darstellung seines Wirkens zu erhärteu. Allerdings ist sein langes Leben ziemlich reich an Einzelheiten, die mit diesen Sätzen in Widerspruch stehe». Er hat jedoch dreierlei Arteu, sich solche lüstigeu Eiuwürfe vom Halse zu schaffe». Entweder bringt er eine Ausrede vor, die beweist, wie gering er von dem Verstände und von dem Gedächtnisse seiner künftigen Leser denkt, oder er murmelt sozusagen etwas unverständlich zwischen den Zähnen, oder er stellt sich mit der größten Unbefangenheit an, als hörte er die Frage nicht.
Wir wollen an einigen Beispielen zeigen, wie er kitzliche Dinge behandelt. Bekanntlich leistete er 1791 den Eid auf die Verfassung, weihte zwei konstitutionelle Bischöfe, die dann andern Priestern die Weihe erteilten, und wurde dafür exkommunizirt; erst ans die Fürsprache des ersten Konsuls hob der Nachfolger des Papstes den Bann ans. Nun erfahren wir die Beweggründe seines Handelns. „Fast sämtliche Bischöfe verweigerten den Eid und wurden deshalb abgesetzt. Die Wahlkollcgicn ernannten ihre Nachfolger, die sich leider über die Nichtbestätigung von Rom hinwegsetzten, aber doch von einem rechtmüßigen katholischen Bischof geweiht werden mußten. Hätte sich dazu niemand gefunden, so stand (!) sehr zn befürchten, daß der gesamte Kultus, weuu er auch noch
Grenzboten II 1891 16