Allerhand ^»prachdummheiten
eitdem der Leser zum letztenmal in den grünen Heften diese Überschrift gesehen hat, ist ziemlich lange Zeit vergangen. Der Begründer und Leiter des Allgemeinen deutschen Sprachvereins triumphirte ueulich schon in seinem Bereinsblättchen, die „Sprachdummheiten" schienen sich „im Sande verlaufen" zu haben. Das würde ihm natürlich sehr angenehm sein. Denn diese Aufsätze haben ihm ja gezeigt uud werden ihm noch weiter zeigen, daß es iu unsrer heutigen Schriftsprache eine Menge der schlimmsten Dinge giebt, deren Bekämpfung mindestens ebenso notwendig, wenn nicht notwendiger ist als die der überflüssigen Fremdwörter, für die er aber gar kein Auge hat. Nein, Herr Professor, im Saude verlaufen haben sich die „Sprachdninmheitcn" nicht, sie sind nnr dnrch dringende andre Arbeiten eine Zeit lang zurückgehalten worden nnd sollen von nun an wieder umso munterer fließen.*) An Stoff dazu fehlt es wahrhaftig nicht. Jeder Tag gebiert ja Neues, jeden Tag treten einem, namentlich iu den Zeitungen, neue Dummheiten entgegen, uud immer finden sich Tausende von Menschen, die sie für schön halten, fast drauf gewartet zu haben scheinen uud ihren Sprachschatz sofort damit bereichern. Sie haben eine so lindische Freude an einem neuen Worte, wie ein Jnuge au einem, neue» Schlips; und wie beim Schlips die Jnngenhaftigkeit jetzt immer höher ins Mannesalter hiu- aufdringt — in Leipzig kann mau täglich alte, große, dicke Herreu minutenlang bewundernd nnd wählend vor dem Schaufenster eines Schlipsladeus stehen sehen! —, so wird auch die Geckerei der neuen Wörter von Leuten mitgemacht, denen man wirklich mehr Verstand zutrauen sollte.
Immer weitere Fortschritte macht z. B. die Dummheit, daß man der guten, richtigen Snbstautivbilduug auf —ung aus dem Wege geht und dafür ein neues Wort unmittelbar aus der Wurzel bildet; das Neueste dieser Art ist: der Entsatz Emin Paschas und der Freisprnch des Angeklagten. Der
Wir bemerken bei dieser Gelegenheit nochmals, daß die kleinen Anfsäjze dieser Art, dle in der Zwischenzeit in den Grenzbowi gestanden haben (nnter dem „Maßgeblichen"), nicht von dem Verfasser der „Sprachdnmmheiten" geschrieben waren. D. Red.