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Casati und Emin Pascha
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vorbereitet, auch er wurde von den Ereignissen fortgerissen, versiel in Zweifel und Irrtümer, nnd wenn seine Provinz nicht das traurige Los ihrer Schwestern teilte, so ist es eiue Pflicht der Gerechtigkeit, anzuerkennen, daß dies mir eine natürliche Folge des Zaubers war, der ihn umgab, nnd den er sich bei der moralischen uud materiellen Entfaltung der Kräfte des Landes erwarb, der er Geist, Herz und Wisfeu, ja sein ganzes Leben gewidmet hatte."

Von diesem Zauber spricht Casati noch oft in der Schilderung der Er­eignisse, die zn dein Militäranfstand und der Ausgebuug der Provinz führten, aber nur indem er ausführlich das erzählt, was nach seiner Meinung diesen Zauber vernichtete. Er legt das größte Gewicht darauf, den Leser nicht im Zweifel zn lassen über die lebhafte Mißbilligung, womit er das Verhalte» Emins fast in jeder wichtigen Lage während dieser sechs bewegten Jahre be­trachtete, er teilt ihm seine Ansichten mit, die von Emin nicht geteilt, und seine Ratschläge, die von diesem nicht befolgt wurden. Es ist wahr, daß er ebenso die Ratschläge genau mitteilt, die er Gessi anbot, nnd durch deren Nicht­beachtung dieser schweres Unheil, nach Casatis Meinung, über sich und die Seinigen heraufbeschwor, ebenso wie General Hicls Unrecht that, die Winke deS Obersten Messedaglia nicht besser zn beherzigen. Aber Emin gegenüber wird er bitter uud häuft Vorwurf auf Borwurf, sodaß die oft wiederkehrende Beteuerung seiner Frenndschnft für den Gouverneur einen immer eigentüm­lichern Klang erhält und die Nnerkeminng in den frühern Urteilen immer unvereinbarer erscheint mit der Anschuldigung in den spätern. Es wird uns. indem wir diesen Prozeß verfolgen, immer klarer, daß uns ein ticfverletztes Gemüt hier zu Zeugen seiner Kränkungen und Empfindlichkeiten macht. Ent­springt solcher Quelle die reine Wahrheit? Emiu, der in seiner friedlichen Thätigkeit so viel Anerkennung fand, mag in den kriegerischen Zeitläufte» nicht immer das Richtige erkannt haben, und es mag ihm, dem Arzte mit gelehrten Neigungen, manchmal der Entschluß schwerer gefalle» seiu, als eiuem geistig wemger hochstehe»den Manne, ans dessen Erwägnng weniger Gedanken nnd Pläne hereinstürmen. Da Nur aber gehört haben, von wieviel Schwierigkeiten er nmgebe» war, wie schwach besonders seine Kräfte in der kleine» Armee und der Berwaltung waren, uud da wir wissen, wie verwickelt sich die Lage bei dein Erscheinen Stanleys gestaltete, so schwierig, daß lein Scharfsinn eine bessere Lösung finden konnte als die, die zuletzt die Verhältnisse anfzwangen, so dürfen wir wohl vvr allem fragein Würden die Dinge besser gegangen sei», wen» Casati einen größern Einfluß hätte üben können? Und sind denn über­haupt die aus dem Urteile eines nnverantwvrtlichen Zuschauers hervorgehenden Pläue uud Entwürfe gleich zu achten den Gedanken, die dnrch das Bewußt­sein, der höchsten und einzigen Verantwortlichkeit ihren schweren Weg gemacht haben? Wir thun dein in so vielen Beziehungen interessanten Werke CnsatiS kein Unrecht, wenn wir seinen ganzen zweite» Band samt den letzten Kapiteln