Rembrandt, Breughel, Dürer als Lrzieher g(>5
eine — Auster, die man gern schlürft. Für das ungeordnete Denken ließeil sich zahllose Beispiele anführen; im Grunde genügt es schon, das Inhaltsverzeichnis durchzusehe»: „Lebenslust, Vornehmheit, Abtönung, Zola, Bildnngs- aristokratismns, Venedig, Rcmbrandt als Philosoph" — das ist der Inhalt von siebzehn Seiten!
Übrigens kann ans eine Gegellschrift verwiesen werden. Daß ein so an- sprnchsvvll auftretendes Buch solche hervorrufen werde, war vorauszusehen. Zwei sind nur bekannt geworden. Hölleubreughel als Erzieher ist natürlich in satirischer Absicht geschrieben, aber der Verfasser ist kein gnter Satiriker. Er kopirt den Verfasser des „Neinbrandt" zn viel, dehnt den auf wenigen Seiten abzumacheudeu Scherz zu weit aus und wird damit langweiliger (mau wäre versucht, den alten Stndentenspaß „langstielig und langbeinig" anzn- wenden) als sein Vorbild, daö doch immer die Originalität voraus hat.
Eine ernstere Arbeit ist Billige Weisheit. Antidotvn gegen Rentbrandt als Erzieher. Von Nautilus (mit Dürers Selbstbildnis von 1493). Nicht jedes Wort darin möchte ich unterschreiben. Nautilus hat sich iu eiueu ehrlichen Zorn hiueingelesen und übersieht in dieser Stimmnug des Angegriffenen gute Seiten, die zu berühren ich mir für diesen Anlaß aufgespart habe. Der „Deutsche" hat uicht bloß „Geist, was mau so nennt"; mau kaun ihm eigne und gute Gedanken nicht gänzlich absprechen, wenn er sie auch meist iu gesucht dunkler oder gezierter Einkleidnng oder zusammenhanglos vorbringt; seine Angriffe auf das Professvrentum im allgemeinen und einzelue berühmte Vertreter desselben sind sehr übertrieben, aber Wahrheit enthalten sie doch, ebenso einzelne Bemerkungen über Presse, Judentum, „Gebildete" u. a. m. Wenn Nautilus bestreitet, daß der Nadelwald melancholisch stimme, uud eine solche Wirkuug uur dem entblätterten oder herbstlich gefärbten Lanbwalde Anschreibt, so streitet er über etwas, worüber sich nicht streiten läßt, weil es von der Individualität jedes Einzelnen abhängt. Doch dringend zu empfehlen ist diese scharfe, den stets zu Seitensprüugen geneigten Verfasser unerbittlich bei seinen Worten festhaltende Kritik den Lesern des „Neinbrandt," denen kritische Aulage und Zncht mangelt. Wer einmal bis zur Abführung der Behauptung, der Ungeschliffenste sei besonders bildungsfähig (nicht bildungsbedürftig!), und zur Auflösnug des Rätsels vom Adagio in Nembrnndts Bildern vorgedrungen ist, wird die kleine Schrift nicht ans der Hand legen, ohne sie zu Ende gelesen zu haben.
Und nun lege ich mir die Frage vor: Worauf gründet sich der große „änßere Erfolg" (wie die Theaterkritiker zu sage» pflegen)? Den Verfasser muß er förmlich erschreckt haben. Denn über den Beifall der großen Menge denkt er ja wie wir andern auch, uur druckt er seine Meinung mit uicht alltäglicher Deutlichkeit aus. Oder erkennt er in dem großen Absätze seines Bnches etwa ein Zeichen, daß das Publikum anfange, „zur Natur zurückzu-